7. Dezember 2024

Fünf Jahre danach…

Nun ist es schon fünf Jahre her als ich den Bescheid erhielt, dass Günther sich verkrümelt hat.
Der Notfallbesuch im Kantonsspital Chur am 29.09.2017 war der Startschuss von einem dreimonatigen, intensiven und kräftezehrenden Lebensabschnitt.
Im Mai 2018 wurde ich als krebsfrei eingestuft, doch das hiess nicht, dass keine weiteren Kontrollen stattfinden würden.

Schon vor ein paar Tagen fing die Nervosität an. Die Gedanken kreisten; wird alles gut sein? Was wenn nicht…Wird es ein Loslachen oder eher ein Losheulen?

Heute, dem 03.05.2023 wäre eigentlich nach fünf Jahren Krebsfreiheit, der letzte Besuch angesagt gewesen. Doch wie es manchmal so ist, kommt es anders als man denkt.
In meinem Kalender standen folgende Termine:

  1. Bluntentnahme
  2. Ultraschall
  3. Besprechung

So rückte ich pünktlich im Kantonsspital an und wurde, wie immer sehr freundlich in der Onkologie empfangen. So wie jedes Mal, durfte ich mich auf das rote Bänkli setzen und wartete bis man mir Blut klaut.
Die Pflegefachfrau holte mich ab und fragte, ob es immer gut gegangen sei mit der Blutentnahme.

„Tja“, sagte ich zu ihr, „man hat auch schon fünf Versuche gebraucht bis eine Vene getroffen wurde“ (dabei waren es nur vier!).
Die Arme hat darauf hin zwei Mal leer geschluckt und meinte: „Hätte ich doch besser nicht gefragt.“ 🙂

Aber dann, zack die Nadel steckte in meinem Arm und es floss, nicht schnell, aber immerhin kam so viel Blut, dass vier Kanülen voll wurden. „Das haben Sie gut gemacht,“ sagte ich und sie war sehr erleichtert 🙂

Als Nächstes folgte der Ultraschall, welcher in meinen Körper schauen wollte.
Ich werde mich wohl nie orientieren können in diesem Spital, so musste ich doch tatsächlich zum x-ten Mal nachfragen wo denn der Ultraschall stattfinde!
„Im fünften Stock und dann einfach der roten Linie folgen.“

Gesagt getan, doch die rote Linie endet nie! Also im fünften Stock nochmals nachfragen.
„Weiter bis zum Platz 5.5.“

Natürlich bin ich an dem vorbeimarschiert und musste wieder zurück; 5.3 gefunden, 5.4 auch!
Wo hat sich denn die 5.5 bloss versteckt?! Peinlich, aber ich musste nochmals jemanden fragen.
„Nehmen Sie doch einfach dort vorne Platz.“

Na super, die gesuchte Zahl war auf der rechten Seite an der Wand angebracht und nicht auf dem Boden wie alle anderen Zahlen. Jonu, also warten bis ich an der Reihe war.
Man merkt, dass ich aus der Übung bin, was ja auch nicht so schlimm ist 😉

Ich wurde dann dort abgeholt und in eine Umkleidekabine geführt. Dort bat man mich, den Oberkörper frei zu machen und dann in den Ultraschallraum zu gehen.

Nach kurzer Wartezeit folgte eine etwas seltsame Situation. Zuerst trat eine junge Dame ein, die sich kurz vorstellte und dann der Arzt, welcher schon beim letzten Mal da war.

Schnell wurde mir klar, dass ich ein Testobjekt für die junge Dame war, der Arzt schaute ihr zu.
Auch der Arzt nahm zwischendurch das Ultraschallgerät in Beschlag und ich muss schon sagen, sie hat das mit Gefühl gemacht, er eher grob. Allerdings hat er dadurch auch tiefer in meinen Körper hineingesehen!

Als alles Wichtige im Kasten war, meinte der Arzt es sei soweit alles ok. Auch die zwei Lymphdrüsen die vor einem Jahr entdeckt wurden, seien nicht gewachsen. Immerhin, schon mal eine gute Nachricht.

Nachdem ich dann das glitschige Zeugs endlich weggewischt hatte, blieb mir noch ein bisschen Zeit für mich vor der Besprechung mit dem zuständigen Arzt.

Da Silvia bei diesem Gespräch dabei sein wollte, überlegte ich kurz, ob ich sie Zuhause abholen soll, damit dann nicht zwei Autos in Chur rumstehen.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es wohl doch eher knapp werden würde.
So beschloss ich halt doch einen Espresso zu mir zu nehmen, schon wegen der leichten Kopfschmerzen (vermutlich verursacht durch die Nervosität und Anspannung).

Kaum hatte ich mich in der Cafeteria hingesetzt, klingelte mein Handy! Das Kantonsspital am andern Ende: „Sind sie noch im Haus?“
Ehrlich gesagt rutschte mir das Herz in die Hosen! Was kommt jetzt?

Doch die Stimme sagte nur: „Wir müssen noch röntgen! Wir warten auf Sie!“
Ach ja? Das stand aber nicht in meinem Kalender! War das bei mir untergegangen oder ging es vergessen mir das mitzuteilen? Damals bei der Terminvereinbarung gab es ein paar Verschiebungen, so könnte es auf beiden Seiten verschlampt worden sein. Sagen wir einfach mal, dass ich es nicht eingetragen hatte.
Den Espresso konnte ich noch schnell runterkippen, für das Wasser reichte es nicht mehr! Und jetzt geht die Sucherei wieder von vorne los! Was für ein Stress!
Der Aufzug wollte nicht kommen, also von der Cafeteria zwei Stöcke zu Fuss hochgetäppelt, dann Gebäude wechseln und mit dem anderen Aufzug in den fünften Stock und wieder der roten Linie nach. Und wo ist denn das Röntgen schon wieder?!
Dieses Mal hatte ich Glück, da ich sehnsüchtig erwartet wurde, fing man mich auf dem Flur schon ab.
Wieder ausziehen, (nur Oberteil) und dann das Prozedere mit einatmen, Luft anhalten, ausatmen usw.

Als auch das zu Ende war, klingelte das Handy schon wieder. Dieses mal war Silvia dran: „Wo muss ich hin?“, fragte sie mich.

Da ich hier nun schon fast Reiseleiter spielen könnte, konnte ich ihr auch gleich eine genaue Angabe machen. Zweiter Stock (D2) Onkologie. Ja, das wusste ich immerhin.

So eilte ich wieder zurück, hinunter und da stand sie schon.
Nun warteten wir auf den Arzt. Der holte uns pünktlich ab und wir spazierten in das Untersuchungszimmer. Nach ein paar Plaudereien wurde ich untersucht.

Auch das verlief zu unser Zufriedenheit. Die Resultate des Blutes hatte er bereits erhalten, die vom Ultraschall und vom Röntgen noch nicht.

Dies sollte eigentlich der Abschlussbesuch gewesen sein, doch Silvia wäre lieber, wenn es mit den Kontrollen weitergehen würde (mir ehrlich gesagt auch), vor allem wegen den entdeckten Lymphknoten.

So haben wir zu dritt entschieden, dass wir uns in einem Jahr wieder sehen werden.
Da konnte ich es nicht lassen nach über fünf Jahren meinem Arzt das Du anzubieten.
Gesagt getan 🙂 Nur Silvia,… da haben wir alle die Gelegenheit verpasst (was sie im Nachhinein etwas ärgerte).

Glücklich und erleichtert verliessen wir nun das Spital. An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen, die mir/uns die Daumen gedrückt hatten und Glück gewünscht haben. Ihr seid spitze!

Das muss natürlich gefeiert werden, so beschlossen wir, uns am Abend ein „Dinner for TWO“ im Restaurant Stern in Chur zu gönnen.

Zuerst aber haben wir noch den Ausstellungsraum inspiziert, in welchem Silvia bei der Eröffnung vom neuen Sennhof ein Bild ausstellen darf (Ausstellungsdauer: 13.5. – 17.05.23).
Da es ein spezielles Bild ist, mussten wir noch diverse Abklärungen und Anschaffungen tätigen.

Punkt 18 Uhr wurden wir im Hotel Stern zu einem kuscheligen Stübli geführt und unser Dinner konnte beginnen.

Wir wurden rundum perfekt, mit Humor und Freundlichkeit verwöhnt. Wir haben diesen Abend sehr genossen und sind einfach nur dankbar, dass es uns so gut geht, wie es uns geht.
Danka min liaba Schatz für alles und dass du en Teil vo minam Leba bisch!

Und hier die Chronik von Anfang an:



2 Gedanken zu “Fünf Jahre danach…

  1. Hoi ihr Lieben
    Was für eine Story, vielen Dank dafür
    Ich gratuliere und wünsche dir uns Sylvia alles alles Gute

    Bedanken möchte ich mich noch herzlich für das tolle Feedback, dass ihr über mich und mein Café in Selzach geschrieben habt. Ich habe es ausgedruckt und mit ins Gästebuch zu euerm Beitrag geklebt.

    Herzliebe Grüsse
    Christina

    1. Hallo Christina
      Vielen Dank für deinen netten Kommentar.
      Es hat uns sehr gefreut, von dir zu lesen.
      Wenn wir wieder einmal in deiner Gegend sein werden, dann kommen wir bestimmt vorbei und schauen uns unser Bericht in deinem Gästebuch an 🙂 Danke dafür.
      Liebe Grüsse
      Antonio und Silvia.

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