19. April 2024

Wenn das Schicksal zuschlägt, Teil 2

Montag 9.10.17

(Silvia)
Am Montagmorgen konnte ich Antonio mit nach Hause nehmen.

Erst mal ging’s nach Hause. Dort ruhten wir uns etwas aus bevor es zur pendenten Cachekontrolle ging, die aus technischen Gründen nur Antonio ausführen konnte.

Direkt im Anschluss reisten wir nach Chur, um uns im Toptip ein neues Bett auszusuchen.

Ich hatte schon etwas Vorarbeit geleistet, damit es nicht zu lange dauert und für Antonio nicht allzu anstrengend wird. Dann bekam er Lust auf ein Sandwich, welches wir uns auch gleich dort im Gebäude gönnten.

Das reichte wohl an Anstrengung. Also ab nach Hause aufs Sofa. Am späteren Nachmittag meldete sich Jürg und so lud ich ihn und Sandra gleich zum Abendessen ein. Antonio wusste nichts davon.

Kurz vor 18:00 Uhr klingelte es. Ich schickte Antonio an die Tür. Dort stand zu meiner Überraschung nicht der erwartete Besuch. Maria, eine Nachbarin brachte wunderschön strahlende Sonnenblumen vorbei. Das war sehr nett.

Kaum hatte sich Antonio an den Tisch gesetzt, klingelte es wieder. Diesmal waren es unsere Gäste. Antonio schaute nicht schlecht als er die beiden sah. Er hatte nicht gemerkt, dass ich viel zu viele Toast Hawai Scheiben in den Ofen geschoben hatte.

Ein schöner, aber für Antonio recht anstrengender Tag ging zu Ende.

Die Nacht war recht anstrengend. Nicht für mich, aber Antonio, der Arme, musste ein paar Mal aufstehen, um seine Blase zu leeren. Wenn er zurückkam fror es ihn immer erst mal.

Dienstag 10.10.17

Am Dienstag starteten wir gemütlich in den Tag. Antonio hatte schon recht guten Appetit, was mich sehr freute.

Um 14:00 Uhr kamen Frank und Petra zu besuch. Sie brachten eine grosse Portion Pulled Pork mit, welches Frank schon öfters für uns gekocht hatte und als ob das nicht schon mehr als genug tolle Überraschung gewesen wäre, übergaben sie uns einen riesigen wunderbar leuchtenden Blumenstrauss mit. Faszinierende Geschichten hatten sie ebenfalls mitgebracht. So dass die Zeit sehr schnell vorbeiging und wir uns schon für den nächsten Termin bereit machen mussten. Um 15:00 Uhr waren wir nämlich mit einer Frau vom Sozialdienst von Antonios Arbeitgeber verabredet, die uns erklärte, wie der Ablauf bei längerer Krankheit funktioniert.

Nach der Instruktion fuhren wir wieder nach Hause, um uns auf dem Sofa auszuruhen.

Etwas später kam Ady noch zum Bier vorbei. Wobei nur Ady und ich ein Bier tranken. Antonio durfte mit Rivella anstossen.

Wieder ging ein erlebnisreicher Tag zu Ende.

Mittwoch 11.10.17

Heute hatten wir keine Termine. Also liessen wir den Tag einfach mal gemütlich anbrechen.

Ich verzog mich irgendwann in den Keller, um dort etwas auszumisten.

Nach dem Mittagessen fuhren wir nach Says um einen Cache zu reparieren und dort genossen wir auch gleich die Sonne und die herrliche Aussicht. Einfach traumhaft!

Im Anschluss entsorgten wir noch ein paar Dinge aus dem Keller und gingen einkaufen. Also ich. Antonio wartete im Auto.

Dann machten wir uns wieder auf den Nachhauseweg, so dass Antonio das Sofa wieder anwärmen konnte. Nach dem Feierabend kam Erwin zum Kaffee bevor es dann schon wieder Abendessen gab.

Auch wenn das Programm heute recht locker war, waren wir beide so müde, dass wir eine Stunde eindösten.

Donnerstag 12.10.17

Ich habe erst mal ausgeschlafen. Irgendwie war ich nicht so gut drauf. Sandies WhatsApp hat mich gleich etwas aufgestellt (als ob sie gespürt hätte, dass ich das genau jetzt brauche). Also hab ich mir eine Beschäftigung gesucht, die mir gut tut und die lag direkt vor mir: Zimmer ausräumen! Da wir bald ein neues Bett bekommen, brauchen wir Platz, viel Platz. Bis anhin war Antonios Büro unter dem Bett. Diesen Raum verlieren wir, daher muss einiges raus!

Zwischen dem Entrümpeln entsorgten wir Sachen aus dem Keller und fuhren dann nach Landquart um einzukaufen. Antonio wartete im Auto, da Einkaufen nicht zu seinen Hobbys gehört. Wieder zu Hause wurde von mir weiter entrümpelt. Antonio ruhte sich auf dem Sofa aus.

Ach ja, am Morgen waren wir schon einmal in Landquart, da Antonios Geschäftsbus noch Winterfinkli braucht. Wäre ja schlecht, wenn er dann mitten im Winter, mit den Sommerpneus rumfahren muss, wenn er dann wieder Arbeiten kann. Da wir mit getrennten Autos fuhren, passierte mir ein folgenschwerer Fehler. Nein, kein Unfall, zum Glück, das hätte ja gerade noch gefehlt. Nein, den Rollstopp hatte ich vernachlässigt und so zwackte mir mein Freund und Helfer gleich mal 60.-Fr ab. Allerdings regte ich mich gar nicht auf darüber, ist ja recht, wenn sie schauen, dass die Regeln eingehalten werden. Bin ja selber Schuld.

Wieder zurück rümpelte ich weiter aus. Energie dazu hatte ich ja nun genug…und so kam ganz schön viel zusammen, was weg kommt.

Abends schauten wir einen Film und im Anschluss wollten wir ein Mail von Roger und Andrea lesen. Während dem Vorlesen erstarrte ich plötzlich. Ich starrte auf den Display, konnte aber nicht mehr weiterlesen. Tränen kullerten mir über die Wangen. Antonio nahm das Handy aus meiner Hand, legte es zur Seite und nahm mich in den Arm. Phu, das war ganz schön emotional.

Freitag, 13.10.17

Neun Jahre und fünf Monate sind wir nun genau zusammen, Antonio und ich. Jeder 13. ist etwas Besonderes für uns J

Heute mussten wir früh raus, da wir am Morgen einen Termin im Spital hatten. Dr. med. Schwitter, der Oberarzt der Onkologie, betreut uns sehr gut, wofür wir sehr dankbar sind.

Antonio lernte nun das „rote Bänkli“ kennen und durfte sich das erste Mal selber drauf setzten.

 

Nun folgte noch ein Besuch in der Apotheke und dann kauften wir gleich auch noch ein paar Lebensmittel ein, also ich. Antonio besuchte gleich seinen Arbeitskollegen in dieser zeit.

Nun war es Zeit wieder nach Hause zu fahren. Ich kochte, Antonio ruhte sich aus. Nach dem leckeren Essen (Pulled Pork, welches Petra und Frank gebracht hatten), gab es eine kurze Pause, bevor Harry uns einen Besuch abstattete, was uns sehr freute, wahnsinns Coins hatte er im Gepäck! Danke dafür!

Nach einer weiteren kurzen Pause mussten wir Antonios Auto nach Chur bringen, da auch dieses Winterfinkli wollte. Diese waren ruckzuck montiert. So hatten wir genug Zeit noch eine nette junge Frau zu besuchen, die uns die Erlaubnis für ein neues Cacheversteck gegeben hatte. Mit ihr besprachen wir den genauen Standort. Wo? Das verraten wir natürlich nicht 😉

Um 20:00Uhr war es soweit, sich die Spritze zur Thrombosenvorbeugung zu setzen.

 

Ein spezieller Moment. Antonio setzte sich das Ding nämlich selber. Auch wenn es erst etwas Überwindung kostete, klappte es problemlos. Und wenn’s nicht gegangen wäre, hätte ich dann nachgeholfen 😉

Samstag, 14.10.17

Bei dem wunderbaren Herbstwetter machen wir doch einen Ausflug ins Bergell. Dort haben wir noch ein paar Döschen zu warten. Also los. Schon beim Marmorerasee staunten wir ab den leuchtenden Herbstfarben und den faszinierenden Spiegelungen im See.

In Maloja gab’s den ersten Wartungshalt. Sogar die Bienen sind noch fleissig unterwegs…

   

Obwohl wir schon etwas hungrig waren, mussten wir noch einen kurzen Kontrollstopp bei der Kirchenruine San Gaudenzio machen.

Dann endlich gab’s Mittagessen. In der Pranzaira genossen wir die wärmenden Sonnenstrahlen. Das Essen war gut, aber liess ganz schön lange auf sich warten. Zum Glück hatten wir so viel Zeit dabei 😉

Nach dem Essen ging es weiter mit den Cachekontrollen.

   

In Soglio gönnten wir einen Kaffee und Antonio sich noch einen Coup Romanoff. Gewaltig, diese Aussicht. Schön und doch beängstigend, wenn man sieht, woher die Geröllmassen kommen, die ins Tal nach Bondo runtergekommen sind. Gewaltig, wie viel Gestein da runtergekommen ist.

Nach der Wartung des letzten Caches fuhren wir nach Chiavenna. Dort kauften wir ein paar Leckereien, welche man in der Schweiz nicht bekommt. Über den Splügenpass reisten wir dann wieder nach Hause.

War schon ganz schön anstrengend, dieser Ausflug. Auch, weil wir in den letzten Nächten nicht besonders gut geschlafen hatten und daher beide etwas müde waren. Trotzdem freuten wir uns, einen so schönen Tag gehabt zu haben. Nach dem Abendessen ruhten wir uns dann aus.

Sonntag, 15.10.17

Heute war für mich erst mal ausschlafen angesagt. Antonio hingegen hat sich schon um 7:00 Uhr vor den Fernseher gesetzt um das GP Töffrennen, welches er aufgenommen hatte zu schauen. Dabei hat er fast eine Herzattake bekommen, so spannend war es.

Als ich um 9:30 Uhr aus dem Bett kroch, hüpfte ich schnell unter die Dusche und dann ging es los. Ich freute mich riesig auf diesen Tag, denn heute heiratet mein Bruder. Natürlich sind wir zur Hochzeit eingeladen, doch das winzige Detail, das uns eigentlich an der Teilnahme hindert ist, dass die Hochzeit in Thailand stattfindet. Die Reise war geplant gewesen, musste jedoch wegen Antonios Krankheit abgesagt werden. Aber wir wären ja nicht die Loslachens, wenn wir uns nicht doch noch in die Zeremonie gemischt hätten 😉 Das Detail, dass die anderen in Pattaya waren und wir hier, haben wir einfach mal frech ignoriert.

  

Auch am Abend wagten wir uns für einen kleinen Sprung an die Party.

   

Also waren wir, wenn auch nur virtuell, voll und ganz dabei. Und wir gratulieren Ying und Thomas ganz herzlich zur Hochzeit und danken dafür, dass sie uns eingeladen haben und die Feier extra auf meine Ferien gelegt haben. Auch, wenn jetzt für uns halt alles anders gekommen  ist als geplant, hat es trotzdem Spass gemacht, in Gedanken bei euch zu sein!

Nach dem Fotoshooting sind wir nach Chur gefahren, um dort zu Frühstücken, auch wenn es schon Mittag war. Wenn schon alles durcheinander bringen, dann richtig 😉

Durch einen lustigen Zufall sind wir dann noch auf einen Kurzbesuch bei Eva gelandet. Dann war’s Zeit, wieder nach Hause zu gehen. Kurz ausruhen und dann das Zimmer weiter ausmisten. Heute war vor allem Antonio an der Reihe, ich hatte ja den grössten Teil von meinem Part schon hinter mir. Also hatte ich Zeit das Hochzeitsgeschenk fürs Brautpaar zu erstellen.
Am Abend gab’s dann nochmal Pulled Pork. Und nun war es Zeit, uns mal wieder etwas Ruhe zu gönnen.

Montag, 16.10.17

Zwischendurch braucht es auch mal ein Ruhetag. Ja, für heute war nicht viel geplant.
Ich bin am Morgen zur Schule gefahren um dort noch ein paar Dinge zu erledigen. Antonio hat währenddessen noch etwas im Zimmer rumgewerkt.

Am Nachmittag konnte Antonio es nicht lassen; er wollte eine kleine Wanderung im Wald machen und dann gleich noch ein paar Dosen warten. Ob er das hinbekommt, dass wussten wir beide nicht so recht. Wir packten einen kleinen Rucksack mit Getränken, Snacks und natürlich dem Material, welches für die Wartungen nützlich sein könnte, dann fuhr ich ihn ein Stück in den Wald hoch, so dass er kaum noch Steigungen vor sich hatte. Etwas mulmig war ihm schon, mir vielleicht auch, wenn ich es zugeben würde 😉 Er wurde aber von mir angehalten, nicht lange zu warten, wenn er nicht mehr mag, sondern sofort anzurufen, damit ich ihn abholen kann.

Nach zwei Stunden, ich hatte noch immer nichts von ihn gehört, meldete ich mich mal. Er war bereits in der Garage angekommen, was mich schon sehr beruhigte.
Die Wanderung hat ihm Spass gemacht und auch gut getan. Er kann echt stolz auf sich sein und ich denke das ist er auch 🙂
Nun hatte er sich aber eine grosse Ruhepause verdient.

Dienstag, 17.10.17

Antonio ist heute sehr früh aufgestanden, da er nicht mehr schlafen konnte. Nachdem dann auch ich aus den Federn gefunden hatte, hat er mit Zimmer umräumen weitergemacht und ich hab dem Garten eine Schönheitsmaske verpasst. Mannnn ist da viel Unkraut gewachsen…

Am Nachmittag hatten wir einen Arzttermin. Darüber habe ich eine Wette gewonnen. Antonio war überzeugt, dass das schnell gehen würde, da er ja nur schnell etwas Blut abgeben muss. ich hingegen habe ihm erklärt, dass er anschliessend noch zum Arzt muss. Ich: „Wetten wir?“ Er: „Klar!“ Ich: „Um was?“ Er: „100 Franken“. Ich: „Cool, hab nämlich gewonnen.“ 😉

Im Anschluss bewies ich ihm dann mit Hilfe der Terminkärtchen, dass ich recht habe. Der endgültige Beweis folgte dann am Nachmittag 😉 Anstelle des Geldes, wollte ich aber lieber ein Abendessen 😉

Nach dem Spitaltermin haben wir noch ein paar Dinge in die Brokki gebracht und dann im Coop Arbeitskollegen von Antonio besucht und eingekauft.

Am Abend ist André zu Besuch gekommen, was uns sehr gefreut hat.

Mittwoch, 18.10.17

Die Nächte sind allgemein nicht so besonders gut. Vor allem für Antonio. Das ist ein Mitgrund dafür, dass er sich den Tag durch immer wieder längere Ruhepausen gönnen sollte. Ja, sollte!

Heute fuhren wir nach Vals zum Ahni. Sie erwartete uns schon sehnsüchtig und freute sich sehr über unseren Besuch. Die Freude war gegenseitig 🙂 Gemeinsam haben wir ein leckeres Zmäränt genossen, welches Ahni für uns vorbereitet hatte.
Allerdings haben Ahni und ich halt so intensiv diskutiert, dass es für Antonio bald mal etwas anstrengend wurde. Also legte er sich in der Stube aufs Kanapee und schlief eine Runde. Er war am morgens schon um 5:00 Uhr aufgestanden, daher war ich sehr froh, dass er sich nun noch ein wenig hinlegen konnte.

Auf dem Nachhauseweg machten wir noch einen Abstecher nach Tenna. Dort waren Freunde von mir in den Ferien, die ich schon gerne kurz besuchen wollte. Für Antonio war auch dieser Besuch etwas lang, doch er schlug sich tapfer durch.
Zum Glück wartete das Sofa zu Hause…

Donnerstag, 19.10.17

Im Zimmer sieht es noch immer aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hatte. Also wurde da heute mal wieder etwas Gas gegeben mit ausmisten. Das gröbste haben wir nun hinter uns, der Rest sind nur noch Details, die keine Eile haben.

Am späteren Nachmittag sind Marlene und Sandra zum Z’Vieri gekommen. Da hat sich Antonio ganz besonders gefreut, dass die beiden Büroladys extra von St. Gallen nach Graubünden gefahren sind um ihn zu besuchen.

Um 19:00 Uhr war dann der Hock an der Reihe, denn heute ist ja Donnerstag. Im Rosenhügel trafen wir unsere Kollegen. Neun Leute waren wir und das trotz Ferienzeit. Gemütlich war das Treffen, doch um 21:30 Uhr war dann Zeit zu gehen, man soll’s ja nicht übertreiben. Ab ins Bett!

Freitag, 20.10.17

Antonio war schon weg als ich aufwachte. Er war mit Erwin zum Kaffee verabredet. Also ehrlich gesagt, er war schon wieder zu Hause als ich aufgestanden bin. Sogar den Telefontermin hatte er da schon hinter sich.
Für ihn war also schon wieder Erholung auf dem Programm, während ich erst in die Gänge kam.
Apfelmus einmachen war angesagt. Und weil es so gut dazu passt, habe ich noch ein paar Apfelküchlein zum Mittagessen gemacht. Schön zu sehen, dass Antonio die ganze Zeit zu Hause so viel Appetit hat 😉

Am Nachmittag trafen wir uns mit Belma in der Cafeteria vom Kantonsspital. Das war ein gemütliches Beisammensein. Um 14:45 Uhr wurde Antonio etwas Blut abgezapft. Die anschliessende Besprechung zeigte, dass die weissen Blutkörperchen noch immer nicht dort sind, wo sie eigentlich sein sollten. Also musste noch mal eine Spritze in Antonios Oberschenkel. Hoffentlich vermehren die sich jetzt so wie sie sollen, damit planmässig am Montag mit der zweiten Chemoserie begonnen werden kann.
Noch immer im Spital legten wir einen Besuch bei Herr und Frau Casparis ein. Diese konnten wir gerade noch abfangen, bevor er entlassen wurde. Mit ihm war Antonio während der ersten Chemo im Zimmer. Nette Leute, die beiden!

So, nun noch schnell in die Brokki um ein paar Dinge loszuwerden und dann geht’s ab nach Hause. Dort warteten Martin, Finn und Dana schon auf uns. Sie zeigten uns tolle Ferienfotos, wobei Dana lieber mit meinen Bastelresten Weihnachtsdeko gestaltete.

Nach dem Abendessen waren wir beide todmüde. Trotzdem schauten wir noch einen Film bevor wir uns aufs Ohr legten.

Samstag, 21.10.17

Da unser Bett heute Abend abgeholt wird, haben wir dieses, nachdem ich endlich aufgestanden war, auseinander genommen. Das war ja was….Beide hatten wir Angst, dass alles plötzlich auseinander fallen könnte und wir es gar nicht halten können zu zweit. Aber, gemeinsam haben wir das hinbekommen. Wie so vieles 🙂
Als wir das hinter uns hatten, gab es noch letzte Details an einem Cache zu richten, bevor wir ihn in die freie Wildbahn lassen können.
Nach dem Mittagessen, welches recht spät zubereitet wurde, düsten wir nach Chur, kauften noch schnell was ein und setzten dann den neuen Cache aus. Wo? Tja, das verraten wir hier drin nicht 😉

Bevor es wieder nach Hause ging, haben wir noch Röbi angerufen, um mit ihm was trinken zu gehen. Das klappte spontan, was uns sehr gefreut hat.

Zu Hause gab es eine kurze Pause, bevor Martin kam um das Bett abzuholen. Bei Kaffee und Kuchen quatschten wir noch ein wenig. Dann noch kurz was kleines gegessen und ab vor den Fernseher.

Sonntag, 22.10.17

Die letzte Nacht haben wir auf der Matratze am Boden geschlafen. Mal was anderes, doch wir müssen sagen, so schlecht hat es sich nicht geschlafen.
Nun gut, Antonio ist zwar wieder sehr früh aufgestanden, aber das ist halt nun mal so…

Für den heutigen Tag haben wir nich viel geplant. Morgen geht es für Antonio mit der Chemo wieder los und für mich mit der Arbeit. Also wollen wir noch ein wenig relaxen an diesem verregneten Sonntag.

Nach dem Mittagessen haben wir gemerkt, dass es nun langsam so weit ist. Antonio verliert immer mehr Haare. Auf dem Kopf gibt’s zwar nicht mehr viel, das rausfallen konnte (also haartechnisch gesehen 😉 aber dort wachsen sie nicht mehr. Also muss auch nicht mehr rasiert werden. Dafür hat er an den Armen Haare gelassen. Diese hat er kahl rasiert, damit die Kleber der Infusionen besser halten. Sehr gewöhnungsbedürftig, diese nackten Arme! Aber die werden dann irgendwann ja schon wieder zuwachsen.

Ein wenig Bammel haben wir schon vor der nächsten Chemo. Wie wird es Antonio in dieser Woche gehen? Übersteht er diese Serie auch wieder so gut wie die erste?
Zu viele Gedanken sollte man sich darüber wohl gar nicht machen, da es eh so kommt, wie es eben kommt…aber mach mal…die Gedanken kann man nicht einfach so abstellen.

Zur Ablenkung ist dann Dani zum Kaffee vorbeigekommen. Das war schön 🙂

Das Wetter schlug dann nochmal um und die Sonne spähte zwischen den Wolken herunter. Diese Gelegenheit packten wir beim Schopf und fuhren nach Chur, um beim neuen Cache noch etwas zu verbessern.
Auf dem Rückweg trafen wir noch Nadja und haben kurz einen Schwatz abgehalten, bevor es wieder in die warme Stube zurück ging.

Am Abend hat Antonio dann eine kleine unüberlegte Bemerkung gemacht, die als Witz gedacht war. Obwohl ich das ja eigentlich wusste, überschwemmte es meine Augen. Die Tränen kullerten still vor sich hin. Als Antonio das bemerkte, hätte er sich wohl ohrfeigen können. Er nahm mich in den Arm und tröstete mich.
Das zeigt wohl, dass es von „es geht mir gut“ zu „es geht mir eben doch nicht so gut“ im Moment eben nur ein schmaler Grad liegt.

Tja, das war’s mit dem zweiten Teil der Geschichte. Der dritte Akt folgt schon bald…

Was wir an dieser Stelle noch sagen möchten: Antonio hat sich über all die tollen Geschenke, die er während dieser Zeit bekommen hat sehr gefreut, doch am allermeisten Freude haben ihm die vielen Besuche bereitet. Auch die vielen WhatsApp, SMS, Mails, Briefe und Telefonate haben ihm so gut getan und nicht nur ihm, nein auch mir haben die Gedanken all unserer lieben Freunde sehr geholfen stark zu sein. Herzlichen Dank euch allen dafür!

10 Gedanken zu “Wenn das Schicksal zuschlägt, Teil 2

  1. Lieber Antonio, liebe Silvia

    Ich habe euren Bericht gelesen und mir fehlen gerade noch die Worte.
    Wenn das Schicksal zuschlägt ……. und von einem Moment zum anderen plötzlich alles ganz anders ist ……. das ist heftig.
    Man wünscht sich aufwachen zu können aus diesem Albtraum, damit alles wieder so ist, wie es nur wenige Tage vorher noch gewesen war. So jedenfalls ist es mir ergangen, als ich in der ähnlichen Situation wie Silvia war.

    Ich drücke dir Antonio ganz fest beide Daumen, dass die Chemo rasch wirkt und gut anschlägt. Und sende euch beiden ganz viele positive Gedanken, damit ihr in dieser schweren Zeit die Kraft und den Mut niemals verliert.
    Ich bin mir sicher, ihr beide schafft das zusammen! Fühlt euch fest gedrückt …

    Ganz liebe Cacher-Grüsse
    Claudia

  2. hallo claudia
    vielen dank für deine netten worte, aber bitte nicht zu fest drücken, sonst bekomme ich keine luft mehr 🙂
    wir werden es schaffen.
    auch euch wünsche ich alles gute und a guati ziit
    wer weiss, bis bald im wald? 🙂
    liabi grüass antonio

  3. Liebe Claudia,
    tatsächlich ist es mir in den ersten Tagen so ergangen, wie du schreibst. Ich habe auch immer wieder mal gedacht, dass alles vielleicht nur ein schlechter Traum ist, aus dem ich bald erwache. Damit war dann nichts…
    Danke für deine liebe Wünsche!
    Bis bald mal wieder
    Silvia

  4. Hallo Herr Aerni und Sìlvia
    Vielen Dank für Euren Bericht, den ich in einem Zug durchgelesen habe! Er hat mich sehr berührt und ist interessant und eindrücklich geschrieben und mit einer Prise Humor, den es wohl braucht, diese Zeit so gut wie möglich zu meistern.
    …Termine, Wartezeiten, Therapien, Untersuchungen und immer wieder Aerzte und Pflegepersonal, die, die gleichen Fragen stellen…
    Für die kommende Zeit wünsche ich Euch alles Gute und Kraft.
    Über ihr Hobby frag ich Sie bei Gelegenheit noch aus?, diese Caches, ich habe keine Ahnung was das ist!

    Mit lieben Grüssen

    Christina Fontana

  5. hallo frau fontana
    vielen dank für den kommentar, hab mich sehr darüber gefreut.
    jaja die vielen fragereien immer, aber es gibt schlimmeres 🙂
    ja das mit unserem hobby 😉 sehr gerne werde ich es ihnen erklären und vielleicht auch schmackhaft machen 🙂
    liebe grüsse und bis bald

    antonio

  6. Lieber Antonio,
    mit grossem Interesse habe ich euer Tagebuch über
    deine Krankheit gelesen. Es hat mich sehr berührt.
    Woher diese Kraft, so einen intressanten Bericht zu
    schreiben, so schön formuliert mit einwenig Humor,
    unglaublich. Ich wünsche dir alles Gute, mit deiner
    Kraft schaffst du es, diese Krankheit zu überwältigen.
    Liebe Grüsse Gion

  7. Hoi Antonio hallo Sivia
    Als ich die 3-teilige Serie gelesen habe, ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen ???? es ist unglaublich wie stark ihr seid ????.
    Es gibt nichts heilsameres als die innige liebe 2 Menschen ????
    Eigentlich bin ich sprachlos … und finde keine Worte ….
    Ich wünsche Euch alles Gute und viel ????
    Ciao ciao e saluti Manuela

  8. hallo gion, hallo manuela
    vielen dank für euern kommentar, freut mich immer wieder zu lesen das unser tagebuch ab und zu besucht wird.

    na ja, woher wir die kraft holen? vom leben selbst und von unserem zusammenhang.
    wir haben doch noch sooo viel vor uns, da bleibt keine zeit den kopf hängen zu lassen immer nach dem spruch, die hoffnung stirbt bekanntlich zu letzt!

    ich wünsche eine gaaanz guati ziit
    antonio

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