20. April 2024

Wo stehen die Radarblizer in der Schweiz?

Dank SonntagsBlick gibts die Liste fester Blech­polizisten erstmals komplett. «Abzocke», sagt die Autolobby. Sie will zwei Drittel davon abschaffen.

Total 718 Blechpolizisten lauern in der Schweiz auf Tempo- und Rotlichtsünder, doppelt so viele wie vor vier Jahren. Allein im Kanton Zürich stehen 136 der unauffälligen Kästen. Willkommen in der Radarhölle Schweiz!

Die vollständige Liste* zeigt Erstaunliches:

pdf Die Liste der Radarfallen

  • Am dichtesten ist das Kontrollnetz der Genfer. Dort wartet im Durchschnitt alle acht Kilometer ein Blechpolizist am Strassenrand.
  • Emsig kontrollieren auch die Basler: Auf 22 Kilometer Strasse kommt ein Radarkasten.
  • Keine fest installierten Blitzer haben die Kantone Aargau, Wallis, Glarus und Jura. Unklare Antworten gibts zu Appenzell Innerrhoden.

Die Radarfallen sind wahre Goldesel: Ein einziger Kasten bringt bis zu 3,5 Millionen Franken pro Jahr ein, wie jener an der Zürcher Hohlstrasse.
Zusammen mit den mobilen Geräten produzieren die Schweizer Blechpolizisten Bussen von mindestens 230 Millionen Franken. Das schätzt Hansruedi Schenker (54), Geschäftsführer der Infozentrale radar.ch.

Überprüfen lassen sich diese Zahlen nicht. Denn sie würden zeigen: Mit Verkehrssicherheit hat die­se Abkassiererei nicht viel zu tun. «Die Einnahmen sind in vielen Kantonen im Voraus budgetiert», sagt Niklaus Zürcher (60), Direktor des Automobil Club der Schweiz. Seine Schlussfolgerung: «Es geht darum, möglichst viel Geld zu verdienen.»

Tatsächlich zeigt die SonntagsBlick-Liste: Viele Kästen sind gezielt dort platziert, wo Autofahrer gern mal ein paar Kilometer zu viel auf dem Tacho haben.

Nur ein Beispiel: Auf der Autobahnstrecke Lausanne–Genf steht alle fünf Kilometer eine Radarfalle. Wer dieselbe Strecke auf Landstrassen fährt, begegnet keinem einzigen Blitzer. Schenker schätzt, dass nur zehn Prozent der Kästen an wirklich sicherheitsrelevanten Stellen aufgestellt sind.

«Reine Abzocke, ein Skandal», sagt SVP-Nationalrat und Verkehrspolitiker Ulrich Giezendanner (55, SVP). In der nächsten Session will er eine Motion einreichen. «Ziel muss es sein, die Anzahl der Kästen um zwei Drittel zu reduzieren», sagt er. Kein Wunder, dass die Volksseele kocht. Die Luzerner stimmen nächstes Wochenende darüber ab, ob der Ertrag von Verkehrsbussen an die Bürger verteilt werden soll – das soll den gierigen Fiskus ausbremsen.

Eindrücklich dokumentiert ist der Kontrollwahn der Kantone auch beim Bundesamt für Statistik. Bei Radarkontrollen mit Polizisten bleibt die Zahl der kontrollierten Autos seit Jahren konstant. Bei «unbemannten stationären» Kontrollen dagegen verdoppelten sie sich – auf über eine halbe Milliarde.

* Zusammengestellt von den Betreibern der Website Speed Camera Data Base (www.scdb.info )

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