19. April 2024

Wenn das Schicksal zuschlägt, Teil 1

Wenn du diese Geschichte liest, wirst du immer zwei Sichtweisen vor dir haben. BLAU ist das Ganze aus Antonios Sicht, SCHWARZ ist die Perspektive von Silvia. So siehst du jeweils, wer was wie wahrgenommen und empfunden hat.

Freitag 29.9.2017 (Antonio)
Da steht man am Freitagmorgen den 29.September 2017 quitsch fidel auf und geht zur Arbeit, doch schon bald macht sich ein lästiges Ziehen vom linken Rückenteil her über den Bauch bis ins linke Bein bemerkbar.
Was zum Kuckuck soll denn das?
Na ja, sicher irgend eine Verspannung, was sonst.
Die ersten Reparaturen erledigt und schon geht es zum nächsten Laden. Schon bei der Fahrt dort hin wusste ich…das kann nicht normal sein, doch was ist schon normal!

Am Ziel angekommen mit der Arbeit begonnen, doch hier wollte es nicht so zügig gehen wie ich mir das erwünscht hatte.
Randale haben die Einfahrtsbarriere so geschlissen, dass ich nochmals nach Chur fahren musste um Ersatzteile zu organisieren.
Na ja, da rief mich auch grad noch Dani an und fragte mich wie es mir gehe.

Meine Antwort? 

„Es zieht vom Rücken über den Bauch bis zum linken Ei.“ „Das will ich nicht so genau wissen,“ sagte er und fragte mich was anderes.

Meine Gedanken waren während der Fahrt so auf die Schmerzen konzentriert, dass ich instinktiv bei meinem Hausarzt um einen Termin gebeten habe.

Den hab ich dann auch bekommen, um 15:15 Uhr, doch so lange konnte ich nicht mehr arbeiten. Bin gegen Mittag nachhause gegangen und hab gewartet. Als mein Schatz die Wohnungstüre öffnete, ist sie erschrocken über meinen Zustand! Ich muss ja gfürchtig ausgesehen haben. Sie meinte nur… du kannst doch nicht bis um 15 Uhr warten.

Sie versuchte den Arzt nochmals zu erreichen, doch auch er macht Mittagspause.

Den Notfalldienst wollte ich dann doch nicht, was im Nachhinein nicht schlecht gewesen wäre! Unterdessen musste ich auch noch erbrechen, gegessen habe ich aber nichts, ausser etwas zum Morgenessen.

Tja… ich stieg dann, als es endlich Zeit war ins Auto und düste zum Termin.

Natürlich musste ich noch einen Moment abwarten, was mir sehr schwer fiel, die Schmerzen liessen mich nicht sitzen, nicht stehen nicht liegen!

Ich bekam schon ein bisschen Angst.

Der Moment, in welchem ich ins Arztzimmer durfte, war eine Erleichterung.

Alle waren nach meiner Beschreibung der Meinung, es könnte sich um Nierensteine oder so handeln. Darum nahm er das Ultraschallgerät zur Hand und es ging los mit der Untersuchung. Da ist alles ok, da auch nichts zu sehen, doch dann… er machte grosse Augen, nein, sehr grosse Augen. Ich sagte ihm noch, er solle doch nicht so ein Gesicht machen.

Er könne nicht anders, es täte ihm Leid… aber das Ding da gehört definitiv nicht dort hin! Es ist 7 cm gross und befindet sich auf der linken Seite unterhalb der Rippen.

Er sagte mir:

„Ich melde Sie gleich in Chur im Kantonsspital beim Notfall an, JETZT!“

Ui… das war wohl deutlich genug. Also stieg ich wieder ins Auto und mir war klar, dass ich noch im Geschäft Bescheid sagen muss, dass ich wahrscheinlich nicht mehr arbeiten werde heute. Ausserdem hatte ich auch noch Pikettdienst. Also nutzte ich die Fahrt auch noch um meinem Chef Bescheid zu geben.

Während dem Telefonat und der Fahrt, jaja, war wohl nicht die beste Idee, wurde es mir wieder schlecht… Schweissausbrüche und alles was so dazu gehört!

Jedenfalls hab ich vom Chef noch gehört, dass alles geregelt werde. Auch Silvia hatte ich kurz informiert, damit sie Bescheid wusste, wo sie mich findet. Sie war ja eh schon so besorgt, dass sie kaum zur Arbeit wollte am Nachmittag und immer auf Telefonpikett stand.

Jetzt noch schnell einen Parkplatz im Parkdeck finden, das ist gar nicht so einfach, so voll wie das hier ist. Ausserdem muss ich ja das Auto so abstellen, dass mein Schatz, falls ich hier bleiben muss, auch gut wegfahren kann.

Fast zuoberst hab ich ein Plätzli gefunden und es war so eng zum aussteigen, dass ich die Beifahrerseite benutzen musste. Aber eben, so kommt Silvia auch gut wieder raus.

Nun quälte ich mich wortwörtlich in Richtung Notfallstation, ein langer Weg wenn`s so schmerzt.
An der Anmeldung angekommen war ich bachnass geschwitzt und wusste nicht wie mir geschah.
Keine Sekunde konnte ich still stehen, rauf runter, hin und her… es war nicht auszuhalten.
Der freundlichen Frau, die meine Daten aufnahm war es auch nicht mehr so wohl hatte ich den Anschein, ich muss ja ausgesehen haben…
Ich schwitzte ja so was von… aber der Durchzug durch das kleine Anmeldefenster war zu viel des Guten.
Dann nach ein paar Minuten (für mich natürlich eine halbe Ewigkeit) wurde ich abgeholt und auf ein Bett gelegt… Ich zitterte am ganzen Körper vor Bauchschmerzen. Ich glaube sagen zu können, dass ich in all meinen Lebensjahren noch nie solche Schmerzen hatte.

Dann ging natürlich zuerst wieder die Fragerei los, wie, was, wo und wie lange und überhaupt, das Übliche eben.

Zwischendurch wurde es mir immer wieder übel, doch meine letzte Mahlzeit lag mittlerweile fast 9 Stunden zurück!

Die Ärzte und, Krankenschwestern darf man ja nicht mehr sagen, sondern das Pflegefachpersonal, haben sich alle Mühe gegeben mit mir. Nun musste doch noch geklärt werden auf was ich im Jahr 2004 in Spital in Schiers allergisch gewesen war als ich nach einer simplen Fingeroperation weggetreten bin und ich, nennen wir es mal „in einer Zwischenwelt“ hängen geblieben war. Dies ist aber eine andere Geschichte!

Nach einer Weile haben sie einfach diverse Gegenmittel bereitgestellt und mich dann zum Glück mit Schmerzmittel versorgt.
Auf der Notfallstation war die Hölle los, doch ich muss sagen, ich wurde sehr gut betreut. Ich glaube man hat mir angesehen, dass ich nicht simuliere.

Man sagte mir, dass ich schnellstmöglich ins CT kommen werde. Das war mir eigentlich in dem Moment egal, ich wollte nur die Schmerzen los werden, was ja gar nicht so einfach war in dem Stadium.
Jedenfalls bin ich dann an die Reihe gekommen und ich wurde in die Röhre geschoben.
Das war dann auch wieder so ein Erlebnis… das warme, ja schon fast heisse Kontrastmittel im Körper zu spüren, sehr speziell…
Nach dem ich mich von einem weiteren Übelkeitsanfall erholt hatte, brachten sie mich um 17:00 Uhr zurück in den Notfall, wo ich zum Glück in einem  Zweierzimmer auf die weiteren Schritte warten durfte.
Mittlerweile ist mein Schatz aufgetaucht. Ich glaub uns war beiden bald klar, dass ich nicht mehr am selben Abend im eigenen Bett schlafen werde. Also fuhr sie nach drei Stunden wieder nach Hause um das Nötigste für mich einzupacken.

Betreut wurde ich liebevoll, sei es von meiner Liebsten wie auch vom Notfallpersonal. Nur, das Warten auf einen Bericht, was denn nun los ist… auf den wartete ich vergebens. Es hiess immer wieder, dass es noch besprochen werde.

Ich döste immer wieder ein und irgendwann war es für Silvia Zeit zu gehen, bringt ja nix.
Sie verabschiedete sich und schon bald stand ein Arzt vor mir, der noch ein paar Kontrollgriffe an  meinen Hoden machen wollte. Also Hosen runter und ran ans Zeugs. Er konnte nichts Außergewöhnliches feststellen.

Da lag ich nun und wartete. Genau um Mitternacht dann der Entscheid… ich werde in ein  Zimmer verlegt.
Ich bedankte mich beim netten aufmerksamen Notfallpersonal und liess mich dann in einem frischen Bett hinaufchauffieren.
Oben im D118 angekommen wurde ich von drei netten schnarchenden Männern empfangen.
Na das kann ja heiter werden 🙂
Ich hab dann nochmals Schmerzmittel bekommen und Ohrenstöpsel dazu. Der Nachtdienst hatte wohl Mitleid mit mir.

(Silvia) Es war Freitag, der 29.9.2017. Als ich am Mittag nach Hause gekommen bin, war Antonio entgegen meiner Erwartungen zu Hause. Er lag auf dem Sofa und krümmte sich vor Schmerzen. Ein Arzttermin sei bereits abgemacht. Tja, wenn Antonio dem Arzt anruft, ohne dass man ihn hundert Mal darum bitten muss, dann ist wirklich etwas nicht mehr in Ordnung mit ihm.

Da der Termin erst für den Nachmittag (15:15 Uhr) abgemacht war, versuchte ich die Praxis anzurufen, doch natürlich hatten die Mittagspause und den Notfallarzt wollte Antonio dann doch nicht konsultieren.
Mit einem unguten Gefühl machte ich mich nach dem Essen, welches ich nur für mich alleine gekocht hatte, da er nichts wollte (was auch sehr besorgniserregend ist), machte ich mich wieder auf den Weg zur Arbeit. Das Telefon stets griffbereit und auf Laut gestellt.

Um 15:10 Uhr rief ich ihn an um mir bestätigen zu lassen, dass er beim Arzt angekommen ist. 23 Minuten später klingelte mein Telefon mit der Nachricht, dass er auf dem Weg zum Notfall sei, da der Arzt via Ultraschall ein unbekanntes (nicht Flug ;-)) Objekt in seinem Bauch gefunden hatte.

Nach der Arbeit fuhr ich nach Hause um mein Auto abzustellen, dann liess ich mich mit dem Bus nach Chur chauffieren. Auf dem Notfall hat man mich zu ihm geführt. Als ich ihn da liegen sah, kullerten mir erst mal die Tränen über die Wangen. Noch immer wurde er von starken Schmerzen geplagt, doch immerhin lag er nun in einem Krankenbett und wurde über die einen Schläuche mit Schmerzmitteln versorgt über die anderen Leitungen wurden seine Werte überwacht, die recht gut zu sein schienen.
Immer wieder kam eine Schwester vorbei, die nach dem Rechten sah und hin und wieder eine Ärztin, die mitteilte, dass man noch immer nicht viel mehr wisse und die CT Ergebnisse noch  nicht vollständig ausgewertet seien.

Nach drei Stunden, als ich mir nun ganz sicher war, dass man ihn dort behalten wird, habe ich mich verabschiedet um mit seinem Auto nach Hause zu fahren und dort die wichtigsten Dinge für ihn zu packen. Damit kam ich dann zurück. Obwohl er schlief, konnte ich es nicht unterlassen, ihm einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben. Er wachte auf und hatte wieder Schmerzen. Das tat mir leid, das hatte ich nicht gewollt und so machte ich mich bald wieder auf dem Heimweg, damit er vielleicht bald wieder einschlafen kann.
Da ich sehr müde war, schlief ich schnell ein und konnte auch recht gut schlafen.

Samstag 30.9.17 (Antonio)
Geschlafen hab ich nicht viel, dafür um so mehr Gedanken gewälzt.
Mittlerweile gegen 5 Uhr konnte ich einschlafen doch ich wurde um 7:00 Uhr abrupt wieder geweckt, wenigstens war es hell draussen…

Meine Zimmerkammaraden haben alle ein leckeres Frühstück bekommen, ich noch nicht..
Das noch nicht hat sich dann auch über den Mittag gezogen. Menno… so langsam bekomme ich aber Essentzug! Gibt es das? Irgendwann kam dann der Urologe mit einem Ultraschallgerät.
Tja… wir wollen mal schauen was die Hoden so sagen.

Schnell war klar… der linke war nicht mehr so wie er sein sollte und so, beschloss man, statt eine punktuelle CT zu machen um Gewebe zu entfernen, gleich mal „schnipp schnapp, linkes Ei ab“ zu machen.

Tja… wo er recht hat hat er recht, und als er sagte das die OP morgen Sonntag stattfinden werde, dürfe ich noch essen bis um Mitternacht und trinken bis um 7:00Uhr morgens. Na wenn das nicht mal eine gute Nachricht war 🙂
Sie haben mir dann eine Portion Hörnli mit Gehacktem und Apfelmus… aber, nur beim Anblick schnürte es mir alles zu! 36 Stunden ohne Mahlzeit war dann doch zu lange.

Zwei drei Löffel schaffte ich, dann war Schluss.

Ich bekam dann noch Besuch von Anästhesisten und Operateuren, die mir die morgige OP erklärten.
Tja, dann war ich ja nun vorbereitet. Noch eine Nacht überstehen und dann geht’s dem Ding an den Kragen.

(Silvia) Am Samstag fuhr ich um 13:00 Uhr (Beginn der Besuchszeit) wieder nach Chur. Erst noch kurz einkaufen, dann zu Antonio. Inzwischen war er auf ein normales Zimmer verlegt worden (Haus D, Stock 1, Zimmer 18, ein Vierbettzimmer mit netten Männern).

Auch die Diagnose war nun bekannt: Ein Tumor im Hoden. Der Knollen im Bauch könnte ein Ableger davon sein, aber so ganz genau wusste man das noch nicht. Klar war, dass er am Sonntagmorgen operiert werden würde.
Phu, das war schon ein Schock, doch wir hatten wohl beide noch gar nicht so richtig Zeit das zu verarbeiten. Die ersten Leute informierten wir bereits über den Spitalaufenthalt und auch gleich über die Diagnose. Bringt ja nichts ein Geheimnis daraus zu machen.
Die Ärztin kam um über die OP zu informieren und auch die Anästhesistin kam vorbei.
Das Pflegepersonal war sehr nett und betreute Antonio gut.
Ady kam noch kurz zu Besuch, da er eh grad im Haus war. Er musste auch auf den Notfall, da er sich bei einem Velosturz den Finger verletzt hatte.

Erst kurz vor 20:00 Uhr (Ende der Besuchszeit) ging ich nach Hause.

Kurz darauf kam ein WhatsApp. Der Arzt würde mich nach der OP anrufen und über den Verlauf informieren. Das erleichterte mich ein wenig und doch ging es mir ziemlich schlecht. Viele Nachrichten von lieben Freunden kamen herein. Die Teilnahme an unserem Leid war sehr gross, was mich sehr rührte aber auch zum weinen brachte. Jede einzelne Nachricht erneut. Die Sorge um Antonio war sehr gross. Obwohl die Ärztin gesagt hatte, dass es ein Routineeingriff sei, der sehr oft gemacht werde, waren gewisse Ängste da. Ängste vor der OP, vor der Narkose (vor welcher Antonio auch etwas Angst hatte, da er vor Jahren ein negatives Erlebnis diesbezüglich gehabt hatte), vor dem Ergebnis, vor den Folgen. Es war einfach alles etwas viel und so plötzlich. Und doch war ich froh, dass es schnell ging, so dass man sich gar nicht zu lange Gedanken machen kann und muss. Um 22:00 Uhr begann ich ein Bild zu malen, was mir half, meine Nerven ein wenig zu beruhigen. Da ich aber müde war, legte ich mich dann doch bald mal ins Bett.

Die Nacht hatte viele Stunden. Stunden, in welchen mein Kopf sich mit Gedanken gefüllt hat und die Augen mit Tränen, immer und immer wieder. Ein wenig Schlaf hab ich dann noch abbekommen, aber viel war es nicht.

 

Sonntag 1.10.17 (Antonio)
Ja, die Nacht war wieder durchzogen. Zwei Stunden geschlafen, kurz aufgewacht und weitere zwei Stunden geschlafen. Dann war aus die Maus, ab 4 Uhr hell wach.

Das highlight war, dass ich mich vor der OP noch duschen und rasieren wollte… mal will ja behilflich sein…
Das Duschen mit einem Kristbaum ist nicht so einfach, dazu noch mit einer Hand, denn die Infusion sollte kein Wasser abbekommen.

Der Termin für die OP war auf 9:30 Uhr angesetzt. Die armen Ärzte haben also auch nicht ausschlafen dürfen an diesem verregneten Sonntag.

Dann ging alles ruck zuck zack zack und ich wurde in den Saal geschoben.
Wie versprochen bekam ich da einen Cocktail, der mir endlich Symptome wie 2 – 3 Gläser Wein bescherte, na ja, zum Glück nicht zu viel, denn sonst hätte ich ja noch ein Bein aus dem Bett halten müssen 🙂
Und schon kam der Nächste mit einer Sauerstoffmaske und schwuppdiwupps war ich nicht mehr da…

Sondern gleich im Aufwachsaal, das ging aber schnell und gleichzeitig war ich froh wieder da zu sein. Schmerzen gleich null. Ob sich das ändern wird?

Um ca. 12:45 Uhr wurde ich dann wieder ins altbekannte Zimmer geschoben, wo ich herzlich empfangen wurde.
Bald schon hatte ich auch meine Silvia neben mir und wir plauderten so dahin.

Ab und zu kam mal jemand vorbei um sich nach dem wohlbefinden zu erkundigen.
Aber eben, was ist in so einem Moment wohlbefinden? Gut ist das erste mal überstanden, doch was ist mit dem 7 cm grossen Knollen im Bauch, respektive in der Harnröhre?

Da ja Sonntag ist, werden vermutlich keine Laboruntersuchungen gemacht, also heisst es abwarten bis morgen Montag. So blieb noch ein bisschen Zeit um blöde Sprüche abzusetzen und den Bekannten und Freunden ein paar Infos abzuliefern.

(Silvia) Am Sonntagmorgen vor der OP hat Antonio mir noch kurz geschrieben, dann musste er schon los. Wie lange die OP dauern wird, das hatte ich vergessen zu fragen. Zum Glück hatte ich eine Aufgabe, welche die Zeit verstreichen lies. Das Reviewen von Caches half mir sehr um mich abzulenken.

Und dann war es plötzlich soweit, das Telefon klingelte, mein Herz pochte. Ich hielt die Luft an und nahm ab. Der Arzt erklärte mir mit beruhigender Stimme, dass die OP erwartungsgemäß und gut verlaufen sei und dass Antonio in circa zwei Stunden aufwachen würde. Er war sehr geduldig und beantwortete all meine Fragen und zwar so, dass ich es auch verstehen konnte.

Nach dem Telefonat war ich sehr erleichtert und hoffte, dass mit dem Aufwachen auch alles gut laufen würde. Als ich in sein Zimmer kam, war er bereits wach, aber noch sehr schwach, doch er erholte sich schnell und sah gut aus (was er ja sowieso immer tut :-).

Statt mich zu fragen, wie es mir geht, hat er mich gefragt, ob ich gemalt habe. Ich war erst etwas erstaunt über diese Frage, dann wurde mir bewusst, dass er mich halt einfach sehr gut kennt 🙂 Wir hatten einen gemütlichen, ruhigen Tag zusammen.

Montag 2.10.17 (Antonio)
Für den Montag hat sich auch schon Besuch für mich angekündigt. Die erste war Jenny, ausser Silvia natürlich, welche aber schon bald wieder zur Arbeit musste. Wir sind dann gemeinsam in die Cafeteria  spaziert, wo sich Silvia dann verabschiedete hat. Kurze Zeit später tauchte auch Emanuel auf. Er hat mir Süßigkeiten vorbeigebracht damit ich ihn, so wie er sagte durch meinen Gewichtsverlust, auf der Rennstrecke nicht überholen kann. Als ob ein mini Ei das beeinflussen könnte 🙂
Nach zwei Stunden rumsitzen schlauchte es mich schon ein wenig und ich verabschiedete mich ins Zimmer.
Ich legte mich einen Moment hin und konnte sogar ein bisschen dösen. Müde vom nichts tun, na die hat man gerne 😉

Dann am späteren Nachmittag tauchte Eva auf und kurze Zeit später der Onkolge für ein Vorgespräch.
Gerade als wir im Nebenraum Platz genommen hatten und mit der Besprechung beginnen wollten, stolperte Silvia wieder vorbei, konnte sie gerade noch abfangen damit sie auch dabei sein konnte.

Dann huschte auch noch Ady an uns vorbei, der sich dann zu Eva gesellte.
Tja, nun ist es definitiv… der Befund ist Hodenkrebs mit Ableger. Na bravo, nun musste auch ich leer schlucken!

So… und jetzt zurück zum Besuch. Der hat sich inzwischen gut unterhalten, wurde aber nun von  der Nachricht auch ganz bleich. Auch Dani, der später noch vorbeischaut hat war ziemlich platt von der Diagnose und deren Folgen.

(Silvia) Am Montag arbeitete ich wieder. Für die geplante Sitzung liess ich mich jedoch entschuldigen. Mit einem Brief informierte ich das Team über die ganze Situation, da dies für mich der einfachste Weg war alle auf dem Laufenden zu halten, ohne ständig weinen zu müssen, weil ich den Schock und das Mitleid in den Gesichtern sehen würde. Ich denke, das war der richtige Weg für mich.

Nach dem Mittag fuhr ich ins Spital, um noch kurz bei Antonio zu sein, bevor ich wieder zur Arbeit musste. Jenny löste mich dann ab und trank in der Cafeteria noch was mit ihm. Später kam Emanuel noch zu Besuch und auch Röbi war noch bei ihm.

Anstelle der Sitzung besuchte ich Antonio wieder. Noch bevor ich das Zimmer erreichte, wurde ich von Antonio und dem Onkologen abgefangen. Wir wurden darüber informiert, dass der entfernte Tumor zwar noch beim Pathologen sei, jedoch ziemlich sicher, wie erwartet, ein Hodenkrebs mit Ableger in den Lymphdrüsen vorhanden sei.
Mit der Chemo könnte auf Wunsch bereits am Dienstag begonnen werden. Der geplante Ablauf von dieser Behandlungsmethode wurde uns erklärt und auch über die möglichen Nebenwirkungen wurden wir informiert.
Da wir keinen Grund zum Warten sahen, sagte Antonio zu, gleich am Folgetag mit der Bekämpfung des Bösen zu beginnen.

Um dieses Gespräch zu verarbeiten hatten wir gar keine Zeit, denn im Zimmer warteten Eva und Ady bereits, welche völlig schockiert über unser Bericht waren. Auch Dani, der später kam konnte es kaum fassen.

Als ich dann zusammen mit Ady das Spital verliess und er mich fragte, wie es mir geht, begann ich zu weinen. Ich wollte zwar stark sein, doch in diesem Moment musste ich es nicht, weshalb ich meine Tränen auch gar nicht versuchte unter Kontrolle zu halten.

Zu Hause war es dann noch viel schlimmer. Aus meinem Gesicht wurde ein kleiner stetiger Wasserfall. Da ich sowieso alleine zu Hause war, musste ich mich ja auch nicht zurückhalten und so liess ich es einfach zu, irgendwie tat es gut weinen zu können und zu dürfen.
Natürlich weinte ich auch in der Nacht noch etwas und Schlaf war zwar das, wonach ich mich sehnte, doch den konnte ich erst mal vergessen. Damit ich im Bett liegend nicht in meinen Tränen ertrank, hatte ich meinen Teddy wieder ausgegraben. Er durfte zwischendurch meine Tränen abtrocknen. Auch ein T-Shirt, welches nach Antonio riecht hatte ich bei mir um mich etwas wohler zu fühlen.
Erst in den frühen Morgenstunden kam der Schlaf mal kurz zu Besuch, lange blieb er aber nicht, da der Herr Wecker ihn wieder vertrieb.

Dienstag 3.10.17 (Antonio)
Geschlafen hab ich mit den Ohrenstöpsel nicht schlecht. Ok, was heisst das… immer wieder erwacht und ab 4:30 Uhr war Schluss mit schlafen.
Warum denn nicht den Laptop mal auspacken und hier was schreiben.
Nur was? Eben das 🙂
Heute weiss ich, dass alle das Zimmer verlassen dürfen um Nachhause zu gehen.
Für meine Person ist ein Umzug in ein anderes Zimmer bei den Spezialisten vorgesehen. Wann das sein würde wusste niemand.
Die erste Schwester tauchte auf und machte ihren Rundgang, sie kam zu mir um zu Fragen wie es mir denn gehe.
Tja, ich meinte nur, danke es geht nicht schlecht und da realisierte ich anscheinend, dass es mir doch nicht sooo gut geht. Denn kaum war sie draussen kullerten dicke Antoniotränen, ich schluchzte eine Weile herum bis ich mich wieder erholte. Oh man was ist denn jetzt los! Ich glaube das musste einfach mal sein.

Als dann so langsam alle im Zimmer erwachten, war ihre Vorfreude auf die Entlassung gut zu spüren.
So gehen 8:30 Uhr beschloss ich meinem Chef Bescheid zu sagen. Nun wusste ja auch ich in etwa was mit mir in nächster Zeit geschehen würde!
Von mir aus gesehen sind so telefonische „Ankündigungen“ immer etwas schwer, denn du musst dem Gegenüber erzählen was denn nun los ist. Immer etwas sehr Emotionales. Jedenfalls war es genau so. Er wusste nicht mehr was sagen und ich war wieder an dem Punkt wo ich Tränenblocker gebraucht hätte. Jo nu, dann halt, raus mit euch.
Und dann kam plötzlich Leben in die Bude.
Die Chefarztvisite!
Im Eiltempo zogen sie an allen Patienten vorbei und an mir sogar ohne mich anzuschauen. Ich gehöre ja zu der Sorte Onkologie. Jemand in dem Rudel sagte dann freundlicherweise noch,  dass für mich jemand anders vorbei kommen würde.

Jetzt war bei den andern das Packfieber ausgebrochen. Wie Bienen die nach Nektar suchen, suchten sie ihre sieben Sachen zusammen und schwirrten hin und her. Ich gemütlich auf dem Bett mit dem Laptop, hab ja kein Stress. Die sagen mir dann schon, wenn mein Zimmer bereit sein wird.

Kaum gedacht und schon stand eine Stationsschwester bei mir und meinte nur: in 5 Minuten geht’s es los!
Na bravo, mein Motto in dieser Geschichte „immer Vollgas“ zieht sich voll durch!
Also loos, alles zusammengesucht, auf ein Transportwägeli geladen und ab auf die Wanderung.
Lustig nur, dass ich nun als erster das Zimmer verlassen durfte 🙂

Ich verabschiedete mich und wünschte allen alles Gute. Sie mir auch und schon war ich wieder auf einer emotionalen Ebene angekommen, auf welcher es leicht feuchte Augen gab.
Ich wurde durch das ganze Gebäude geführt und im älteren Trakt war mein neues Zimmer mit der Nummer12 und 3 Betten. Nur meins war noch leer und das stand nicht am Fenster 🙁

Ich wurde hier auf der Station sehr liebevoll aufgenommen und durfte mich einrichten.
Bald schon gab es das Mittagessen.Ui.. das war ja nicht das, welches ich bestellt hatte, jonu.. dachte ich mir, doch der Appetit blieb aus. Nicht wegen dem Essen, nein. Hier im Spital isst man in der Regel gut. Sei noch zu erwähnen, dass ich mir jeweils nur halbe Portionen bestelle! Jeder der mich kennt weiss, ich esse gerne, dies nur so nebenbei. 😉
Mein direkter Nachbar durfte nach dem Mittagessen nach Hause gehen. Das freute mich natürlich doppelt. Zum einen, weil er nach Hause gehen durfte und zum zweiten sah ich eine kleine Chance, eventuell den Platz am Fenster zu bekommen.
Die Stationschwester war einverstanden und nun war wieder zügeln angesagt. Ich musste mein Nachtisch räumen, weil dieser defekt war. In der Zwischenzeit wurde das Bett verschoben und bis alle Kabel gerichtet waren verging auch eine Weile.
Schön hier am Fenster, nun hatte ich die Macht das Fenster zu öffnen wenn ich es wollte 😉

Na ja, dann war es schon bald so weit! Die erste Ladung Chemo kann kommen.
Zuerst bekam ich noch Vorbereitungsflaschen an den Christbaum angehängt und dann kam sie, die erste von zwei Chemomedis.
Ich war ein bisschen enttäuscht beim Anblick der Flasche. Der Inhalt war durchsichtig! Nix mit Neonfarben. War vielleicht auch besser so, macht einem nicht so viel Angst. Wobei es eventuell lustig ausgesehen hätte die Venen mit einer UV Lampe zu bestrahlen 🙂

Es tropfte nun langsam vor sich hin. So eine Chemo macht einem schon etwas nachdenklich. Wie wird das enden? Das ist immer so eine Frage!

 

Besuch hat sich jedenfalls auch schon angemeldet, ausser meiner Silvia, welche heute noch ihre Eltern mitgebracht hat, ist auch Sybille gekommen.
Ich bin überwältigt von den zahlreichen Besuchen/Anrufen/WhatsApps und SMS.

Was mir ein bisschen aufgefallen ist war, dass die Freunde/Bekannten und Verwandten wohl mehr leiden als ich. Ok, könnte der Schock sein von so einer plötzlichen Diagnose. Hat ja niemand erwartet. Warum auch?

Schon gegen 19:30 Uhr war ich fix und fertig, döste nur so vor mich hin und schlief dann auch einen Moment.
Die Nacht war nicht sehr gut, doch man kann nicht immer gewinnen.

(Silvia) Am Dienstagmorgen sah ich aus wie ein Zombie. Soll ich wirklich so zur Arbeit gehen? Obwohl ich wusste, dass ich nur eine SMS versenden musste um zu Hause bleiben zu können, entschied ich mich für die Arbeit. Natürlich sah man mir an, dass es mir alles andere als gut geht, doch glücklicherweise sprach mich niemand darauf an. Auch mitleidige Blicke hielten sich in Grenzen, was mir sehr half. Die Kids, welche ein wunderbares Gespür dafür haben, wie es mir geht, haben sich super nett verhalten. Ich habe genau gemerkt, dass sie extralieb zu mir waren, weil sie gesehen und gespürt haben, dass es mir nicht gut geht. Und ich bin ihnen dankbar, dass auch sie nicht nachgefragt haben.
Meine Dankbarkeit habe ich ihnen mit einer Schokoladenrechenübung gezeigt, welche sie sehr genossen haben 😉 und ich auch ;-P

Als ich Antonio am Mittag anrief merkte ich, dass es ihm auch nicht gut geht. Beinahe hätte ich den Nachmittagstermin abgesagt um zu ihm zu gehen, doch das wollte er nicht. Also ging ich erst nachher zu ihm, zusammen mit meinen Eltern, welche ihn auch besuchen wollten.

Auf dem Weg sah ich ein Blatt auf dem Boden liegen, das mir so gut gefiel, dass ich es einfach fotografieren musste.

Bis dahin ging es ihm wieder etwas besser. Er hatte bereits mit der ersten Chemo angefangen.

Da er noch Appetitt hatte, gönnte er sich das „Müüsli“ welches ich ihm vor ein paar Tagen vorbeigebracht hatte und er sich bis jetzt aufgespart hatte (man weiss ja nicht, wie lange das noch geht mit Essen…).

 

Später kam auch Sybille noch zu Besuch. Ich machte mich etwas früher auf den Nachhauseweg, da ich mich nicht so gut fühlte. Ich war sowas von todmüde. Der Bus fuhr abends nicht mehr so oft wie ich gedacht hatte, weswegen ich mich zu Fuss von Haltestelle zu Haltestelle bewegte um die Zeit rumzubringen. Ich war so müde und hatte deswegen auch kalt. Noch zwanzig Minuten warten….nein, also noch eine Haltestelle weiter…als ich gerade beim Oldtimer war, sah ich den Bus kommen. Was?? Der kommt doch erst in 15 Minuten?!? Sch…. Der Chauffeur sah mein geschockter Blick und gab mir ein Zeichen um zu fragen, ob ich mitfahren will. Ich nickte nur und rannte. Mannnn war der nett. Der Mann hat mir den Abend gerettet! Als ich mich bedankte meinte er, er hätte eh schon Verspätung, da komme es auf eine Minute mehr oder weniger auch nicht mehr an. Das war echt meine Rettung, ich war so froh.

Zu Hause hab ich noch kurz was gegessen, ein paar Dinge erledigt und mich dann ins Bett geschmissen. Diesmal klappte es besser mit Schlafen, was mir sehr gut getan hat.

Mittwoch 4.10.17 (Antonio)
Ein neuer Morgen, wie schön… die Stadt Chur erwacht und wird so langsam von der Sonne bestrahlt! (Scheiss Wort hier oben).

  

Es geht mir heute einigermassen gut. Etwas träge fühle ich mich zwar und bald schon wusste ich auch warum.
Die morgendliche Routinenkontrollen, Puls/ Blutdruck und Gewicht messen war angesagt.
Als ich mich auf die Waage setzte, wusste ich warum ich mich so schwer fühlte!
Obwohl ich weniger esse, 1/2 Portionen und die mag ich schon nicht ganz, hab ich 5 Kilogramm zugenommen!
Ja, hier wird mir sehr viel Flüssigkeit eingetrichtert, das muss ja irgendwo landen.

Als dieser kleinere Shock überwunden war, kam der nächste. Man sagte mir, dass man eine Ultraschallpunktierung vom 7cm grossen Ableger machen will, weil man beim Hoden nicht alle wünschenswerten Ergebnisse erhalten hatte. Ich dürfe zwar jetzt das Morgenessen noch zu mir nehmen wenn ich wolle, aber besser wäre es nach der Punktierung zu geniessen, weil es mir sonst eventuell übel werden könnte.
Jonu, denn halt.
Kaum gesagt, wurde ich auch schon samt Bett abtransportiert und in einem Behandlungszimmer auf die bevorstehende Punktierung vorbereitet.

Oha… wenn ich gewusst hätte, dass das so unangenehm und schmerzhaft ist, hätte ich es gelassen (hihi Scherz).

Ich habe es dann doch knapp überlebt 🙂 Vorerst,  denn als ich wieder ins Zimmer geschoben wurde hiess es, mindestens 2 Stunden nicht trinken und 4 Stunden nicht essen!!!
Ou naiiii, das darf ja nicht wahr sein. Das bedeutet, dass ich erst wieder Abendessen bekomme!
Na ja, das ist ja auch nicht schlecht. Dann konnte ich mich darauf freuen.
Am Nachmittag tauchte meine Silvia wieder auf. Die Arme! Sie hätte sicher auch besseres zu tun als hier mit mir rumzuhängen und zuzusehen wie die zweite Ladung Chemo in mich reintröpfelt! Silvia hat heute ihre Eltern mitgebracht und kaum waren sie weg, hat Nadja mich beehrt. Cool, bewaffnet mit einem grossen Plüsch-Günther (so hab ich meinen Krebs benannt) mit zwei Gesichtern. Das eine lieb und das andere Böse. Je nach dem wie ich ihn spüre so oder so. Bald verabschideten sich die Ladys wieder und ich wartete entspannt auf das Abendessen.

 

Dann war es so weit, mein Roastbeefteller ist im Anmarsch 🙂 grosse Freude herrscht.
Der sah nicht nur lecker aus, er war es auch 🙂

Während dem Essen trudelte die Annahmetruppe der Ringarage ein. Soo cool, ist wohl nicht nur weil ich einen Merzedes Marco Polo fahre, sondern eher weil alles Geocacher sind 😉
Sie staunten auch nicht schlecht über das leckere Nachtessen 🙂

Bald darauf klopfte es schon wieder. Ui, was für eine Überraschung: Andi und Maria traten ein. Eigentlich war geplant, dass wir zusammen Wildessen gehen, das haben wir nun auf nächstes Jahr verschoben.
Ist schön so viele liebe Leute um sich zu haben.
Als dann alle gegangen sind, war mal kurz Bettruhe angesagt, doch die artete eher in Schlaf aus. Kann doch jetzt nicht schon schlafen? Hab es dann aber trotzdem gemacht. Ich hatte jedoch keine Chance auf dem Rücken zu liegen Ich bekomme so keine Luft von meiner Gewichtszuname durch das Wasser.
Auf der Seite liegend ging es einigermassen. Gut schlafen ist anders.
Um Mitternacht war ich wieder wach und es war aus mit lustig.

(Silvia) Am Mittwochmorgen ging es mir recht gut. Worüber ich froh war. Geht halt einfacher zu arbeiten, wenn man genug Schlaf hatte. Am Mittag war ich zum Essen verabredet. Dann besuchte ich Antonio wieder.

Ihm wurde am Morgen eine Biopsie des Ablegers entnommen, da es doch noch Unsicherheiten gab, bzw. die Ergebnisse des entfernten Gewebes doch nicht so klar waren wie angenommen.

Er war müde, aber sonst sah er recht gut aus. Die zweite Chemo war schon angeschlossen. So kam Nadja grad recht um ihm Günther vorbeizubringen. Ja, der soll nur kommen, dem zeigen wir’s schon! Ups, hab ich überhaupt schon erwähnt wer Günther ist? So hat Antonio seinen Tumor getauft, diesen Bösewicht. Der Günther von Nadja hat zwei Seiten, eine gute und eine böse. Mit dem Guten können wir ganz gut leben, daher hängt er nun über Antonios Bett 😉

Der Arzt kam noch um den Bauch abzutasten und da er ja schon mal hier war, musste er uns noch ein paar Fragen beantworten….Die neuen Ergebnisse werden auf den Freitag erwartet.

Nachdem ich weg war, bekam Antonio von der Ringgaragefraktion (Chris, Hitsch und Herrman) Besuch. Auch Andi und Maria, mit welchen wir eigentlich an diesem Abend zum Wildessen verabredet gewesen wären, kamen zu ihm.

Als ich zu Hause aus dem Fenster schaute, blickte ich in eine wunderschöne Abendstimmung. Ich forderte Antonio dazu auf aus dem Fenster zu schauen und so teilten wir diesen Wunderbaren Anblick. Jeder von seinem Fenster aus.

Donnerstag 5.10.2017 (Antonio)
Auch diese Nacht ist vorbeigegangen.
Ich war froh darüber. Als ich mich ins Bad bewegte bin ich so was von erschrocken, wer steht da mir gegenüber im Spiegelbild? Bin ich das etwa?

Jetzt wusste ich auch warum ich so schlecht sehen kann. Ich war sowas von Aufgeblasen das glaubt man fast nicht.
Als ich dann Pipi machen wollte bin ich gleich nochmals sehr erschrocken! Hat da jemand einen Boxkampf mit meinem Unterleib gehabt? Alle Farben hatte das Ding, von rosa bis schwarz! Und geschwollen war es auch wie verrückt.
Jonu, das wird sich schon wieder legen, gezeigt habe ich es doch.
Als ich es dann erzählte, war das grad auch nicht mehr so wichtig, denn anscheinend stimmt nun was mit meinen Leberwerten nicht mehr, na bravo! Vertrage wohl eins der 2153 verschiedenen Medis nicht.
Sie werden es schon herausfinden… nach einem weitern Ultraschalluntersuch.

Das Highlight  des Tages kam um 13:15 Uhr auf mich zu. Liege so im Bett herum als mein Papi und Daniela ist Zimmer kamen, sooo cool. Sind sie doch extra von Zürich her zu mir gefahren.

Natürlich floss langsam aber stetig mein Cocktail in die Venen. Es schlauchte mich wieder sehr.
Nach ein paar Stunden verabschiedeten sie sich wieder und ich versuchte noch ein bisschen zu dösen, mit all den Gedanken die gerade in meinem Kopf herumschwirrten.

Meine Silvia kam dann kurze Zeit später zu Besuch und zwar gerade zu rechten Zeit um mir beim Essen zu helfen.
Alle die mich kennen, würden mich jetzt nicht mehr kennen! Ich habe hier im Spital immer eine 1/2 Portion bestellt; ein zwei Bisse und ich war fertig, absolute Appetitlosigkeit!

Da trudelte noch ein Arzt rein. Ich fragte ihn wie es denn jetzt mit dem vorgesehenen Ultraschall  aussieht? Der sei gestrichen, weil man auch so herausgefunden habe was die Werte so schlecht macht. Na dann 🙂

Jetzt war wieder rumhängen angesagt bis es dunkele Nacht wird und ich nicht mehr schlafen kann.
Bin ja gespannt wie es mit der Atemnot in dieser Nacht funktioniert? Die wasserlösenden Medikamente schienen jedoch dazu beizutragen, dass nicht nur reingepumpt, sondern auch wieder rausgespült wird.
Silvia verabschiedete sich dann liebevoll von mir und ich wartete noch auf die Krankenschwester, welche noch Medis aber vor allem die Trombosespritze vorbeibrachte.

Ich döste dann sehr bald ein, so gegen 20:30 Uhr, doch ich konnte einfach nicht den Rhythmus finden um abzuschalten und zu schlafen. Immer wieder kurz davor, bekam ich keine Luft mehr!

Man war das nervig, so beschloss ich mal zu klingeln und siehe da, die Lösung war Sauerstoffzufuhr.
Mit schlafen war’s dann nicht viel besser, dafür mit dem Atem, was ja auch nicht ohne ist 😉

(Silvia) Am Donnerstag wurde Antonio von seinem Papi und Daniela besucht. Ich traf erst am frühen Abend bei ihm ein. Heinz war gerade dort. Später kam Robby zu Besuch.

Am Morgen sei Antonio ziemlich aufgeschwollen gewesen, vor allem im Gesicht, wie er mir erzählte. Da er kaum noch Atmen konnte, bekam er ein wassertreibendes Präparat, was ihm sehr geholfen hat, so dass es ihm schnell besser ging. Geschlafen hatte er kaum in der letzten Nacht, weswegen er schon recht müde war.

Am Mittag schrieb er mir voller Freude, dass er einen Brief von Ahni bekommen habe. Er freute sich sehr darüber und er war so gerührt, dass ihm die Tränen in den Augen standen.

Als ich um ca. 20:00 Uhr wieder zu Hause war, versuchte ich Ahni anzurufen, doch die Leitung war besetzt und kaum hatte ich aufgelegt klingelte mein Handy. Ahni und ich hatten uns gegenseitig gleichzeitig anzurufen versucht. Sie freute sich, dass es mit der Karte geklappt hatte und dass Antonio sich darüber so gefreut hat.

Ahni hat mich nun schon zum dritten Mal in Folge am Abend angerufen. Es tat so gut, dass sie das gemacht hat. Sie hat sich immer was überlegt, was sie mir noch sagen wollte, was dann der offizielle Grund für ihr Telefonat war 😉 Nebenbei fragte sie, wie lange Antonio noch im Spital bleiben würde. Als ich ihr sagte, dass er am Samstag nach Hause kommen könne, erklärte sie mir noch kurz, dass sie nicht jeden Abend anrufe, weil sie dement sei, sondern, weil sie an uns denke. Sie rufe morgen wieder an. Am Samstag sei ja dann Antonio wieder bei mir. Ahni ist so gut zu mir, sie tut mir so gut. Nicht umsonst gehört sie zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben.

Freitag 6.10.2017 (Antonio)
Nach einer weiteren schlaflosen Nacht kamen erstmal die Schwestern mit Puls/Blutdruck und Sauerstoffsättigungsmessungen und natürlich die Waage! Juhuuuiii ich hab doch tatsächlich ein ganzes Kilogramm abgenommen!
Nach der freudigen Überraschung kam dann endlich das Frühstück, Hunger ja, essen nein.
Kaum hatte ich das Tablett vor dem Gesicht schnürte es mir alles ab!
Trotzdem zwang ich mich etwas zu essen.

Nicht nur die Arztvisite war für heute angekündigt, nein, auch mein Chef wollte mir am Morgen einen Besuch abstatten.
Er kam dann auch, hat mich sehr gefreut ein bisschen zu quatschen.

Schon bald ging die Vorbereitung für die nächste Chemo los. Das war kurz vor dem Mittag. Tja, als ich die Spachetti sah, stocherte ich nur darin herum. Zwei Bissen hab ich dann doch noch geschafft!
Man sagte mir bis anhin, dass ich am Sonntag vorerst mal nachhause gehen könne, doch nun sieht es anders aus. Sie haben mir eine Gewichtslimite aufgetragen. Ich müsse wieder mindestens 5 Kilogramm abnehmen. Gut zu wissen, dass es nicht an der Ernährung liegt sondern an der Flüssigkeitszufuhr.

Danach lag ich mehr oder weniger nur leicht dösend herum und wartete bis die 4. von 20 Dosen in mir verschwindet!

Im Laufe des späteren Nachmittags beehrte Ady mich wieder mit seinem gestauchten Finger.
Nach ein bisschen Geplaudere, machte er sich wieder auf die Socken. Silvia hat ihm glaub zugeflüstert, er solle nicht all zu lange bleiben.

Als er weg war, döste ich wieder in meinen Gedanken herum bis Silvia mich wieder rettete.
Es war sehr entspannt, ein bisschen reden, ein bisschen pfüsala, dann zusammen Abendgegessen und zu guter Letzt wagten wir zusammen noch einen Spaziergang in den 7. Stock, wo man, wenn es wärmer und nicht gerade zu regen begonnen hätte, eine schöne Aussicht von der Terrasse aus auf die Stadt Chur hat. Das war wieder ein schneller Abgang zurück ins Zimmer und unter die warme Decke.

Wenn alles „normal“ gelaufen wäre, dann wären wir jetzt am 52. FL/SG/GR Geochachingstammtisch.
Doch leider nein, es ist erst der dritte, den wir verpassen. Der erste Grund waren die Amerikaferien, der zweite Ferien in Norddeutschland und nun halt der Keimzellentumor.

Silvia verabschiedete sich und ich überlegte mir, ob ich etwas gegen die Kopfschmerzen, welche ich seit ca. 2 Stunden habe, verlangen soll.  Es scheint eher ein Verspannungsschmerz zu sein, so beschloss ich zu warten bis die Nachtschwester gute Nacht sagt.
Na ja, wartend döste ich immer wieder ein und so verpasste ich sie. Vielleicht auch, weil ich die iPots in den Ohren hatte.

Ich erwachte wieder nass-geschwitzt und musste dringend Pipi machen. Mein Plan; wenn ich wieder im Bett liege klingeln und was gegen die Kopfschmerzen verlangen.
Gesagt getan.
Hab das Zeugs geschluckt und ich war bald wieder eingenickt.

(Silvia) Am Freitag wurde Antonio am Morgen von seinem Chef besucht. Am Nachmittag kam Ady vorbei. Ich ging erst um 17:00 Uhr zu ihm, da ich zuvor noch gearbeitet habe.

Heute kam raus, dass Antonio erst am Montag nach Hause darf, weil er noch zu viel Wasser im Körper hat, welches zuerst ausgeschieden werden muss.

Er sah am Abend sehr gut und fit aus, so dass wir sogar einen kurzen Spaziergang aufs Dach machten. Da es draussen jedoch sehr kalt war und auch noch zu regnen begann, sind wir nach ein paar Minuten wieder zum Zimmer hinunter gegangen. Den Höhenunterschied haben wir mit dem Lift überwunden 😉

Essen mag Antonio kaum. Sobald das Essen vor ihm steht, mag er nichts mehr. Er bemüht sich zwar sehr und probiert immerhin immer ein paar Bissen.

Kaum hatte ich das Zimmer verlassen, hat Ahni angerufen. Heute erzählte sie mir von dem leckeren Rüeblikuchen, den sie bei Mini Beiz Dini Beiz gezeigt haben. Ahni ist einfach die beste 🙂

Noch jemand meldet sich jeden Tag bei mir; Sandie. Kurze liebe AufstellerWhatsApp versüssen mir jeweils den Tag.

Auch ganz viele andere Freunde denken oft an uns, was mich sehr rührt und freut und mir Sicherheit und Halt gibt. Einer davon ist auch Ady. Ich weiss, dass ich mich immer bei ihm melden dürfte, wenn was ist oder ich Hilfe brauche und das schätze ich sehr, danke dafür!

Samstag 07.10.2017 (Antonio)
01:15 Piiip Piiip….  ALARM!
Mein Medidosiergerät schlägt Alarm. Ich auf der Seite liegend, wieder nass, erwachte.
Ui, da war nicht nur Schweiss im Spiel, nein anscheinend habe ich die Infusion so abgedrückt, dass sich das Blut zurückstaute und alles rauslief! Das Bett sah aus wie ein Schlachtfeld!

Die Nachtschwester machte schon ein bisschen grosse Augen als sie das gesehen hat.
Erst versuchte sie die Infusion durch Spülen zu retten, no Chance! Sie meinte, na dann ziehen wir diese Infusion raus und machen eine Neue. Bei dem Satz sah ich gleich meine Chance, ich sagte:
Na dann kann ich doch bestimmt schnell unter die Dusche 🙂
Ja klar, meinte sie, müsse einfach vorsichtig sein wegen dem Einstich.
Juhuuu… was für eine Wohltat! Ohne Kristbaum rumzulaufen, nicht auf Kabel und Schläuche achten zu müssen und duschen 🙂
Mann hat das gut getan.
Zurück im Bett kam dann eine Schwester und hat vorgeschlagen mal den linken Arm zu plagen.
Gesagt getan, die Infusion steckte im Nu und die Flaschen konnten weiter in mich hineinfliessen.
Ich döste dann auch schnell wieder ein und mit diversen Unterbrüchen wurde es draussen  langsam wieder hell.

Und wie jeden Morgen, Puls/Blutdruck/Gewichts Messung.
Die Schwester fragte mich, ob mir jemand über den Austrittstag Bescheid gesagt hat.
Ich sagte ja, erst hiess es Sonntag dann Montag, denn ich müsse ja das Wassergewicht runterkriegen.
Als ich mich dann auf die Waage setzte, hörte ich von hinten nur: das kann doch nicht möglich sein!
Noch 83 kg 🙂 also kann ich gleich nach hause? 🙂
Anscheinend ist es so schnell gegangen wie gekommen. Cool, mich freut`s.

Während dem ich dies so niedergeschrieben habe, lief im Radio ein Lied, welches mich so was von aus der Bahn geworfen hat. Tränen flossen mir einfach nur so runter.
Ein Lied, das sehr gut zur Situation passt, in welcher ich mich befinde.
Mit diesem Lied will ich mich von ganzem Herzen bei dir meine Liebe für alles bedanken.
Alles im Leben hat irgendeinen Sinn. Wir schaffen das.
Ich liebe dich. DANKE mein Schatz.

Danke an Halunke für dieses berührende Lied; Paradis. Quelle: 7.10.17 Youtube 

Nun noch die letzte Ladung vor der ersten Ruhephase. Die Prozedur begann um 10:30 Uhr.
Ja, zum Einen froh, dass ich einen Viertel der „Tortur“ hinter mir habe, zum Anderen die Ungewissheit, was ist danach. Aber was soll`s. Es kommt ja alles so wie es kommen muss. Da können wir nicht  viel daran ändern.

Und auch heute war es so: Während der Behandlung war ich müde oder besser gesagt, keine Lust für nichts. Also lag ich da und lies es über mich ergehen.

Natürlich kam dazwischen auch das Mittagessen. Na ja, ich muss ja, also hab ich ein bisschen gegessen. So viel wie lange nicht mehr, ein Viertel von einer halben Portion 🙂 Klingt komisch, ist aber so!

Meine Bettnachbarn bekamen nach dem Essen Besuch und ich döste so vor mich hin Ich versuchte zu erkennen was die Chemo so alles anknabbert in meinem Körper. Bin natürlich nicht darauf gekommen.

Um Punkt 14:30 Uhr war der Spuk vorbei. Jetzt nur noch stundenlang an den Spülflaschen hängen, die werden bis morgen Sonntag still vor sich hin tröpfeln.

Dann klopfte es an der Tür und da standen Duri und Liana. So cool, Liana hat mir sogar ein hammercooles Bild gebastelt mit diversen TB`s zum discovern drauf. Han uuu Freud kha 🙂 Auch die Schoggi von Duri hat mich gefreut, Geschmack getroffen. Thanks.

Dann ging`s Schlag auf Schlag und Eva tauchte auf und Silvia lies auch nicht lange auf sich warten.
Ich war selber erstaunt wie „fit“ ich eigentlich bin nach den fünf Tage Intensivprogramm.

Als der liebe Besuch, ausser Silvia, wieder gegangen sind, machten wir zwei es uns bequem und kuschelten uns aneinander bis das Abendessen kam.
Erwartet hatte ich was anderes, aber ich war wohl beim falschen Tag.
Salat mit Schinken gab es zum z`Nacht.
Auch hier hab ich mehr als auch schon gegessen aber immer noch zu wenig!

Nach dem Essen machten wir zwei noch einen enorm langen Spaziergang, ganze 797 Schritte bis an die frische Luft und wieder zurück.

Nun liege ich im Bett und bin zufrieden mit mir und meiner Welt.
Was die Nacht bringen wird, werden wir ja sehen.

Gute Nacht!

(Silvia) Am Samstag hab ich zu Hause mal etwas ausgemistet, da ich denke, dass wir uns vielleicht ein neues Bett kaufen werden. Unser Hochbett könnte für Antonio recht umständlich sein und man wird ja nicht mehr jünger (naja, so alt sind wir nun auch wieder nicht ;-))

Nachdem ich mir in der Stadt ein paar Betten angeschaut habe, bin ich zu Antonio gefahren und wir haben uns darüber besprochen… Allerdings erst, nachdem der Besuch weg war, denn als ich kam war noch Eva, Duri und Liana da. Schon toll, wie viele Freunde Antonio um sich hat, das tut ihm echt gut und mir auch. Danke euch allen dafür!!!

Antonio sah heute übrigens sehr gut aus (ja ich weiss, das ist nichts neues, er sieht immer gut aus ;-)) und er hat doch schon ein paar Bissen mehr gegessen als die letzten Tage.

Vor dem Abendessen, als wir gemütlich zusammengekuschelt wie zwei Teenies auf dem Bett lagen, fiel Antonio plötzlich etwas ein. Er setzte sich auf und sagte mir, dass er noch etwas für mich hätte. Er gab mir seine Ohrstöpsel (die ich immer „Hündli“ nenne, weil sie ohne Kabel aussehen wie Hundeohren) und schenkte mir ein Lied. Wir lagen Hand in Hand ganz nahe beieinander und mir kullerten die Tränen übers Gesicht vor Rührung. Er reichte mir wortlos ein Taschentuch und es war einfach nur schön. Danke mein Schatz, für das Lied und diesen schönen Moment! I lan di au nie meh los!

Ahni hat mich auch heute wieder angerufen. Diesmal hat sie von dem Amerikabericht, den ich ihr zum Lesen gegeben hatte berichtet. Sie war überrascht, dass sie darin auch erwähnt worden ist. Nun ja, Ahni ist sowieso immer und überall dabei wo wir sind. In meinem Herzen nehme ich sie überall mit.

Als ich zu Hause während dem Schreiben dieses Berichts das Lied, welches Antonio mir heute geschenkt hat, nochmal angehört habe, sind mir noch weitere Tränen übers Gesicht geronnen.

Danke nochmals, mein Schatz!

Um Mitternacht wollte ich ins Bett. Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl. Eine Art Angst. Ich traute mich nicht mal Licht im Badezimmer zu machen um die Zähne zu putzen und auch die WC Spülung tastet ich nicht an. Komisch, das hab ich sonst nur ganz selten. Schlafen konnte ich aber gut. Bis um 5 Uhr morgens. ich weiss nicht, ob ich wegen der Blase oder dem Blinklicht vor dem Fenster aufgewacht bin. Der Krankenwagen stand draussen und ich konnte beobachten, wie eine Nachbarin abgeholt wurde. Da ich im Gang etwas gelauscht habe, und gesehen habe, dass sie selber einsteigen kann, war ich beruhigt. Schlafen konnte ich dann aber doch erst einige Stunden später wieder. Spielt aber keine Rolle, hab ja Ferien und zudem ist Sonntag.

Sonntag 08.10.2017 (Antonio)
Einen Guten Morgen, wobei gut anders ist, alle 30/45 Minuten musste ich aufstehen.
Die Blase drückte immer wieder und das man in so kurzer Zeit auch so viel schwitzen kann ist unglaublich.
Jedenfalls war ich froh, dass ein bisschen Leben in die Bude kam.

Beim ersten Besuch der Pflegefachfrau wurde gesagt, dass ich heute eventuell meine Flaschen loswerden könnte.
Das erste was mir dabei in den Sinn gekommen ist: DUSCHEN 🙂 Mal sehen, erst mal kommt das Morgenessen, das Weggli verschwand in der Kaffeetasse und die Konfitüre löffelte ich wie es auch Ahni gerne macht, mit dem Löffeli 🙂

Kurz nach dem Morgenessen kam dann die Schwester mit der guten Nachricht: so, ich befreie sie nun 🙂
Juhuuuuu…. wenn das nicht eine tolle Nachricht war! Ich konnte aber nicht gleich duschen, musste noch warten bis die Blutung aufgehört hatte.
Doch dann, es war wieder wie Weihnachten/Ostern und Geburtstag zusammen. Einfach herrlich.
Nach 10 Tagen mit dem Christbaum herumzulaufen war es nun ziemlich komisch das Teil nicht mehr mitzuschleppen, aber herrlich.

Danach war ich aber so was von ausgelaugt! Unglaublich wenn man sich nach dem Duschen erholen muss, hat aber gut getan.

Vor dem Mittagessen, welches ich inklusive Dessert aufgegessen habe, wurde ich noch auf diverse wichtige Punkte aufmerksam gemacht was ich Zuhause zu beachten hätte und wann ich mich sofort melden muss.

Ich weiss jetzt gar nicht, ob ich dem gesamten Spital-Team schon mal danke gesagt habe. Ich wurde hier wirklich gut aufgenommen und umsorgt.
Vielen Herzlichen Dank allen vom Kantonsspital.

Der Nachmittag war sehr gemütlich, wobei gemütlich war es nicht immer. Ich bin mit Silvia runter an den Haupteingang und dann in die Cafeteria, wo ich ein Rivella getrunken und von Silvia`s Kuchen naschen durfte.

Ich müsse viel trinken, nein, natürlich nicht Alkohol, um das Gift wieder herauszuspülen. Mein Flüssigkeitskonsum ist im täglichen Leben so zwischen 1 1/2 bis 3 Liter gewesen, von dem her sollte es keine grosse Überwindung sein.
Bis um 15 Uhr hatte ich 4 Tassen Kaffee, 1 Ovodrink, 1 Thermosflasche Tee, eine 1/2 Literflasche Valserwasser und das Fläschchen Rivella runtergeschüttet.
Bis am Abend kamen dann noch eine weitere 1/2 Literflasche Valser und 1/2 Krug Tee dazu.

Heute hab ich echt einen Marathon hingelegt, 1120 Schritte 🙂

Das machte sich dann auch bemerkbar. Ich bin nudelfertig im Zimmer gelandet und klar, nach so einer Anstrengung braucht es auch wieder etwas Entspannung.
Zusammen mit Silvia geht das prima. Wir, also ich döste doch tatsächlich einen Augenblick ein und genau in diesem Moment verschluckte ich mich! So ein Saich aber auch!
Ich hatte Angst zu husten, denn meine Narbe an der Liste zwang mich das letzte Mal buchstäblich in die Knie! Will man das ein zweites Mal? Eba gell, NEIN!

Heute freute ich mich auf`s Abendessen. Auch wenn ich nicht so hungrig war, aber wenn ja Ady sich weigert wieder mal Maluns zu machen, muss man fast fremdgehen 😉

Der Teller sah auch tip top aus, gut war es auch, doch halt das ganze Ambiente und die Konsistentes von Ady`s Maluns ist halt schon bei Weitem besser 🙂

Als auch das erledigt war, hab nicht ganz alles geschafft von der halben Portion, wollte ich nochmals einen Spatziergang machen. Das Ziel war der Kiosk, um noch ein kleines Präsent für unsere Nachbarin, die auch im Spital liegt, zu kaufen.

Gesagt getan und schon ging`s wieder mit Kopfschmerzen zurück ins Zimmer.
Natürlich unter Begleitung von Silvia.

Fazit:
Ein ganz gemütlicher Sonntag ohne Christbaum und ein paar Schritte mehr auf dem Konto. Genau 1728!

Silvia die Tapfere hat sich dann auf den Weg gemacht und nun kann die Nacht kommen. Ich glaube schlimmer als die Letzte geht gar nicht.

Gute Nacht allen da draussen.

Montag 9.10.2017 (Antonio)

Heute ist der grosse Tag! Ich darf nach Hause. Silvia wird mich um 10:00 Uhr abholen, wenn sie bis dahin aufgestanden ist 😉
Was ist noch zu tun? Frühstücken, duschen, packen und dann auf die Arztvisite warten.
Silvia überpünktlich und platzte somit mitten in die Arztvisite. Da wurde sie auch gleich gefragt, ob sie noch Fragen habe.
Dann wurde sie rausgeschickt, da auch die anderen beiden noch Visite hatten.

Ja die anderen beiden. Hugo und Hansruedi. Zwei tolle Zimmergenossen. Da hatte ich grosses Glück, dass ich mit ihnen im Zimmer sein durfte. 
Leider müssen sie noch etwas länger da bleiben. Ich wünsche den beiden alles Gute und gute Besserung! Bleibt stets guten Mutes! Vielleicht sehen wir uns dann auf dem Füürhörnli mal alle zusammen 🙂 Ein Träumchen, das wir einfach mal so in den Raum stellen 🙂

Silvia hat mich, zu meinem Erstaunen mit dem Mercedes abgeholt. Wow, so cool! 
Nun darf ich erst mal zwei Wochen zu Hause bleiben, bevor dann die nächste Chemoserie an mir zu knabbern beginnt.

(Silvia) Um 10:00 Uhr am Sonntagmorgen bin ich aufgestanden. Am frühen Nachmittag bin ich zu Antonio gefahren. Er konnte sich ohne Christbaum frei bewegen. Also haben wir gleich mal einen Spaziergang zur Rezeption gemacht, um uns zu erkundigen, ob die Nachbarin im Kantonsspital liegt. Sie war aber im Kreuzspital, weswegen ich sie erst später besuchen konnte. In der Cafeteria gönnten wir uns ein Stück Kuchen. Antonio schlug richtig zu, was mich sehr freute. So kenne ich ihn 🙂 Auch das Mittagessen hatte er aufgegessen, wie er mir erzählt hatte. Ja man merkt, dass es ihm bereits besser geht. Echt super!

Nachdem wir das Spitalmodell dann noch begutachtet hatten, war er dann schon ziemlich müde und so schlenderten wir wieder aufs Zimmer zurück, wo wir erst mal ein Nickerchen machten und es dann einfach gemütlich nahmen…

Zum Abendessen gab’s Maluns. Da schlug er wieder kräftig zu. Den Rest durfte ich dann noch auslöffeln. Schon toll, was man da oben alles zu Essen bekommt. Gut, Adys Maluns ist schon nochmal eine Stufe besser, aber er muss ja auch nicht für hunderte von Leuten kochen 😉

Nach einem Verdauungsspaziergang habe ich mich verabschiedet, damit ich noch kurz zur Nachbarin ins Kreuzspital fahren konnte. Während dem ich das richtige Zimmer suchte, rief Ahni mich an, sie richtete mir auch Grüsse von Verwandten aus.

Wieder zu Hause besuchte ich dann noch eine andere Nachbarin, um ihr mitzuteilen, dass sie die Nachbarin am folgenden Tag nicht mehr zum Arzt bringen müsse…ja so läuft immer was.

Morgen darf Antonio nach Hause kommen. Darüber freue ich mich sehr. Hoffentlich gefällt es ihm zu Hause noch, nach all dem Komfort, den er im Spital geniessen durfte…

Übrigens, was mir jeden Tag Kraft für den Tag gegeben hat war dieser Zettel auf dem Tisch:

Antonio hatte diesen noch für mich geschrieben bevor das alles passiert ist.

Am Montagmorgen durfte Antonio nach Hause, worüber wir beide uns sehr gefreut haben. Den beiden netten Zimmergenossen, wünschen wir alles Gute.

15 Gedanken zu “Wenn das Schicksal zuschlägt, Teil 1

  1. Lieber Antonio
    Wir kennen Dich / Euch nur von Deinen tollen Caches, durch welche wir schon die eine oder andere Ruine wie auch andere Orte rund um unsere zweite Heimat (Ferienwohnung in Schluein) kennenlernen durften.

    Wir drücken Dir ganz fest die Daumen, dass schon bald alles ein gutes Ende hat und wünschen Euch in dieser schwierigen und herausfordernden Zeit viel Kraft und Zuversicht.

    Herzliche Grüsse
    Marc-Alain und Evelyne alias Stöckli (aus Uhwiesen)

  2. hallo Marc-Alain und Evelyne
    vielen lieben dank für eure zeilen und das kompliment für unsere caches 🙂

    ein freund hat mir kürzlich folgende worte geschrieben:

    „Positives Denken setzt positive Energie frei, aus der wir Kraft und Energie schöpfen können.
    Wer schön schaut, sieht schön.
    Wer schön sieht, denkt schön.
    Wer schön denkt, hat mehr vom Leben!“

    also, für was soll ich mir sorgen machen 😉
    liebe grüsse und a guati ziit
    antonio

  3. Lieber Antonio, Liebe Silvia,

    Heute mal euer Bericht gelesen. Oha. Da sind wir recht erschrocken! Wir wünschen euch viele positieve Momente, Zuversicht und vorallem sehr sehr viel Geduld. Leider sprechen wir da aus Erfahrung.
    Viel kraft und wie schon immer, Unkraut vergeht nicht.

    Alles liebe
    Marika und Marcel.

  4. hallo marika und marcel
    danke vielmals für euren netten kommentar, hat mich sehr gefreut.
    ja, ich weiss das es bei euch auch schicksalschläge gab. vielleicht mache ich dann auch mal einen event wenn alles vorbei ist 🙂
    ach ja, das mit dem unkraut hab ich mal überlesen 🙂 auch wenn ihr recht habt 😉
    en ganz en liaba gruass
    antonio

  5. Hallo Antonio.
    Wir wünschen dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.
    Wir sind immer noch Sprachlos und Traurig zugleich.
    Wir vermissen dich unendlich.
    Las deine Silvia lieb von uns Grüssen.
    Dicke Umarmung vom ganzen Team
    Lg Marlies mit Team

  6. hoi liabi marlies und das ganze team
    vielen lieben dank, deine zeilen haben mir tränen in die augen gedrückt, sooo herzig.
    tja, jetzt musst du eine stunde investieren um alle von deinem team einmal für mich zu knuddeln 😉
    übrigens, meine silvia lässt euch grüssen.
    bis gaaaanz bald, ich komme wieder keine frage 🙂

    grüassli antonio

  7. Guten Morgen Lieblings – Art***t**i;-)
    Wir kennen uns noch nicht lange, aber ich glaube behaupten zu können das deine positive Einstellung zum Leben mit allem was dazu gehört sehr inspirierend ist. Einfach toll das du das genau so weiterziehst wie bisher und ich bin sehr dankbar für unsere Gespräche die wir im hohen Norden hatten. Vieles davon schwirrt noch immer in meinem Kopf herum und du bist einer der Gründe die mich endlich dazu bewogen haben endlich eine Richtungs-korrektur in meinem Leben zu machen.
    Bleib auf jeden Fall genau so wie du bist, optimalerweise ohne Günther natürlich und bis bald.
    Gute Besserung und liebe Grüsse zuhause.
    Kay

  8. hallo lieber kay
    deine nachricht hat mich sehr, nein riesig gefreut, vielen lieben dank.
    ich kann mich glücklich schätzen dich kennengelernt zu haben, auch wenn ich, als ich nur von dir hörte, etwas bammel hatte, im positiven erfreulichen sinn (so eine berümtheit):-)
    also so schlimm ist es mit mir glaub noch nicht, dass du mir soviel honig um den mund streichen musst 🙂
    lieber kay, ein ziel von mir ist es, dir unser fotobuch von norwegen zu zeigen und… nächsten sommer mal ein cooles töfftürli mit dir zu machen ( falls du das auch möchtest).

    günther und ich verstehen uns immer noch gut, doch er weiss, dass ich ihn nicht mehr so lange bei mir behalten will 😉
    danke für deine wünsche und danke das ich dich kennenlernen durfte. bis bald
    dein
    lieblings – art***t**i;-)

  9. Lieber Antonio, liebe Silvia,
    eigentlich wollte ich auf eurer Homepage wieder mal etwas rumstöbern und coole Reiseberichte lesen, stattdessen musste ich mit erschrecken dann diesen Bericht sehen.
    Beim lesen eurer Zeilen lief es mir kalt den Rücken runter.
    Wir wünschen dir Antonio, aber auch dir Silvia ganz viel Kraft für die kommende Zeit. Es wird schon gut kommen, ganz bestimmt. Daumen hoch und immer vorwärts denken.

    Liebe Grüsse und alles alles Gute wünschen dir
    Röbi, Susanne, Fanian, Adriana und Manuel

  10. hallo röbi, susanne, fanian, adriana und manuel 🙂
    vielen dank für deine/eure worte und die guten wünsche.
    ja so ist das leben eben, es hat immer eine überraschung auf lager.
    ich/wir haben sie angenommen und werden es schaffen.
    hab ja noch ein paar geocache auf lager die raus wollen 😉

    a ganz a guati ziit und en liaba gruass an alli
    antonio

  11. Isch krass wia ihar das so chönd für d Öffentlichkeit schriiba – aber i finds mega stark vo eu beidna!!! I wüsst nit, öb i das chönnt.

    Miar, also dr Dani und i, wünschend eu viel Kraft für dia kommenda Wucha & Mönet! Ihar packend das – miar sind in Gedanka bi eu!

    Gruss und Kuss
    Sybille

  12. Lieber Antonio, liebe Silvia

    Loslachen hat uns nicht „losgelassen“… Als wir euren Bericht gelesen haben, mussten wir die Nachricht erst verdauen, es hat uns sehr bewegt und nachdenklich gestimmt. Eure positive Haltung jedoch gegenüber der ganzen „Geschichte“ zeigt uns, dass ihr zusammen diesen Weg geht und das finden wir grossartig!

    Lieber Antonio. Wir wünschen dir viel Kraft, Ausdauer und positive Fortschritte und Erfahrungen 🙂

    Seid lieb gegrüsst

    Marco, Lisa und Kids

  13. @ sybille und dani
    vielen dank für euren kommentar.
    für uns ist das schreiben eine art therapie oder bewältigung, gleichzeitig ist der blog ja so eine art tagebuch, nicht privat sondern offen für alle die wollen, die welche nicht wollen, müssen nicht.
    da kommt mir nur wieder der spruch in den sinn: das leben ist kein ponyhof 🙂
    und das leben schreibt ja bekanntlich nicht nur schöne geschichten. ich hoffe das auf diesem weg jedem ein bisschen bewusster und dankbarer ist für jeden augenblick den man erleben darf.

    @ marco, lisa und kids
    vielen dank für eure nachricht, hat mich riesig gefreut von euch zu lesen.
    ja, das glaub ich euch das es nachdenklich gemacht hat, wir haben einige kollegen die von uns gegangen sind oder eben auch schicksalsschläge erleben mussten.
    jeder geht anders um mit so einer situation, jeder endscheidet für sich.
    die loslachens haben sich für die offensive entschieden auch aus dem grund die berührungsängste der bekannten und freunde etwas zu erleichtern.
    jeder der wissen will was los ist kann es nachlesen.
    ist schon ein bisschen hart, aber so steht man auch nicht gleich dem anderen gegenüber und ist sprachlos.
    wir finden schweigen ist silber, reden ist goldwert.

    ich wünsche allen eine gute zeit und seid lieb zueinander 😉
    antonio

  14. Auch ich möchte mich bei euch allen für die aufbauenden und mutmachenden Worte bedanken. Es tut gut, dass ihr uns eure positiven Gedanken schickt. Herzlichen Dank dafür!
    Ganz liebe Grüsse an euch alle da draussen, und dir Antonio, einen dicken Knuddel und a Kuss obadruf
    Silvia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert