20. April 2024

Der Motorradunfall, nun ist es klar…

Ich mache nun seit dem 29.06.2008 definitiv eine Motorradpause.
Es hat mich so was von auf die Schnauze geworfen mit meiner Rennmaschine auf der Rennstrecke von Most nach einem klassischen Highsider.

Auf der Strasse wäre das nicht so „glimpflich“ abgelaufen.
Was ist geschehen?
Ich wollte ja bloss meinen Vordermann überholen, der ein wenig langsamer vor mir fuhr, hab ihn mir innerhalb von 4 Runden so schön zurechtgelegt, nach einer Rechtskurve setzte ich zum überholen an, ich setzte nur… so weit ist es eben nicht gekommen

Beim raus beschleunigen merkte ich, dass mein Hinterrad wegrutschte, im selben Moment hob es mich vom Motorrad ab, ich machte einen Handstand auf der Maschine um kopfüber zu sehen wie mein Motorrad von vorne aussieht, dann knallte es mich zurück und für eine Sekunde dachte ich… „Schwein gehabt, kommt gut“
Dem war dann halt nicht so, es war nur die Katapult-Vorbereitung!  

Es hat mich so was von vom Sitz geschleudert!!!
Ich hab den Flug noch genau vor mir…
sah noch wie meine Maschine stürzte und ich in der Luft, mag jetzt nicht spekulieren aber, es waren einige Meter senkrecht oberhalb.

Dann kam das was niemand so gerne erlebt, die Rückkehr auf den Boden.
Beim ersten Aufschlag hat es so geknallt, dass ich dachte… der Rücken muss gebrochen sein, das hat so was von geknackst und das zweimal hintereinander… dann ging es eine halbe Ewigkeit bis ich auf dem Bauch liegend zum Stillstand kam.
Meine ersten Gedanken waren: weg von der Strasse, oder liegen bleiben wegen dem Rücken?
Ich habe mich fürs Erste entschieden und mich nur mit den Händen in die Wiese geschleppt.
Das Gefühl, da zu liegen, einerseits mit der Freude es überlebt zu haben und das Bewusstsein nicht verloren zu haben, gleichzeitig die Angst, dass man nicht mehr gehen kann, das ist richtig strub!
Der Versuch meine Beine zu bewegen und sie zu fühlen ist mir gelungen, bloss hatte ich keine Kraft .

Die Rettungskräfte waren schnell vor Ort und ich hab gleich auf meinen Rücken gedeutet…
Na ja, sie haben sicherlich ihr Bestes gegeben, denke ich mal und mich dann in den Krankenwagen geladen, ohne Schaufelbarre!
Ich hab ihnen dann gesagt wo ich mein Lager aufgeschlagen hatte und gehofft, dass Kumpel Röbi, der die tschechische Sprache beherrscht, mit mir ins Krankenhaus fahren würde.
Auf gute Freunde kann man zählen, alle kamen zum Krankenwagen und streckten ihre Nase rein und wünschten mir Glück
Ich glaube ich hab da schon wieder Sprüche gerissen wie:

„Mann war das geil“
Ob ich das auf den Sturz oder auf das Allgemeine bezogen habe, lassen wir mal offen.
Das Ganze war mir nirgends recht, denn ich wusste, dass durch meinen Sturz einigen der Tag versaut wurde… An dieser Stelle ein riesiges , das kann ich niemals mehr gut machen.
Das Spital war ja mal der Hammer, noch nie so ne Absteige gesehen… da wird man ja krank vor lauter Angst da bleiben zu müssen!
Der Arzt hat mir gleich bei der Ankunft die Wirbelsäule mit zwei Finger abgetastet und erleichtert meinte er,
“ Alles klar, Glück gehabt, alles in Ordnung mit dem Rücken!“
Dann haben sie mich, mehr oder weniger unsanft auf eine andere Pritsche gelegt und es ging dann ab zum Röntgen und zum Ultraschall.
Geröntgt wurde „nur“ mein Brustkorb, der Befund war:
3 Rippen gebrochen.
Die Innereien waren anscheinend, nach dem Untersuch, ok.

Mir sind die Polizisten im Spital aufgefallen, die da herumschwirrten, Röbi fragte einen Pfleger, was die da wollen… der plauderte dann aus dem Nähkästchen, an Röbis Gesicht sah ich, dass da nicht alles sauber ist!
Die sind da weil immer wieder Patienten ausgeraubt und angeblich auch immer wieder Vergewaltigungen stattfanden!
Das war ein Grund mehr um hier so schnell wie möglich wieder zu verduften!
Hab dann vorsorglich schon mal mit der Rega Kontakt aufgenommen um zu wissen was ich machen muss um so schnell wie möglich in die Schweiz zu kommen.
Diese haben alle meine notwendigen Angaben aufgenommen und mir gesagt sie werden sich wieder melden.
In der Zwischenzeit wurde ich in eine Art Abstellraum geschoben um zu warten wie es weitergeht.
Wie schon gesagt, ich wollte keine einzige überflüssige Stunde da bleiben und schon gar nicht ohne Röbi.
Ich habe dann nach 2 Stunden noch mal die Rega angerufen, um zu erfahren wie es weiter geht. Das nette Fräulein sagte mir, dass sie eine Arztsitzung um 16:30 haben um zu besprechen was weiter geht.
Das war erst in 2 1/2 Stunden… das war mir zu lange. Röbi sagte mir, dass ein Krankentransport für mich vorbereitet sei und ich nur das Ok geben müsse und ich dann abgeholt würde…
Ich wurde 10 min nach meinem letzten Anruf vom Regaarzt persönlich angerufen und er sagte mir, dass sie mich gerne zurück in die Schweiz holen würden, dies aber erst nach dem Einverständnis des Arztes vor Ort und erst am anderen Tag, dazu müsse ich dann nach Prag transportiert werden und von da aus mit dem Flugzeug nach Hause. Wenn es aber Komplikationen geben sollte mit meiner Lunge, na dann könne es bis 10 Tage gehen bis ich flugtauglich sei!
Für mich stand fest… nur weg hier, der dortige Arzt hat bestätigt dass ich transportfähig sei, so gab ich Röbi das Ok den vorbereiteten Privattransport zu bestätigen und zu bestellen.
Ich versuchte dann mit Mühe mich aufzusetzen und hatte eine riesige Lust auf einen Kaffee. Kaum ausgesprochen, stand mein Freund auch schon mit einem Becher vor mir, doch… mir wurde ganz elend, ich sagte das zu Röbi, worauf er sich wie ein Blitz auf die Suche nach einem geeigneten Behälter machte
Es kam nicht dazu, ich legte mich nochmals hin und es ging gleich besser.
Nach einer weiteren halben Stunde versuchte ich die Aktion nochmals, es ging sehr viel besser.
Wir bestellten einen Rollstuhl, da ich ja immer noch nicht gehen konnte. Wir bekamen einen, ich sags dir… so was hab ich noch nie gesehen, dieser sah aus wie ein Einkaufswagen, komplett aus Gittergestell gemacht, kein Kissen, keine Polsterung, rein gar nichts!

Was soll`s.
Eine top motivierte Angestellte, wie übrigens alle in diesem „Verlies“, hat mir dann einige Papiere gebracht (Entlassungspapiere) um zu unterschreiben, danach hat Röbi mich auf den Korridor geschoben und hat mich doch tatsächlich da alleine zurückgelassen!
Das hatte natürlich seinen Grund, er fuhr mit dem Taxi zurück auf den Platz, wo meine Kollegen bereits alles gepackt hatten und zur Abfahrt bereit waren, um sie zum Spital zu lotsen.
Mir kam die Wartezeit unendlich lange vor und mir wurde wieder super komisch, ich glaube ich hab innerhalb von 5 Minuten 7 Liter Schweiss verloren, so übel war mir, dabei brachte ich keinen Pips raus…
Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, wie auch immer, ist dann auch schon meine Rettung eingetroffen.
Beim Anblick von all meinen Kumpels, machte sich ein Gefühl von Freude, Peinlichkeit, Zorn und Traurigkeit breit, ich legte mich auf das vorbereitete Bett und es konnte losgehen.

Mittlerweile war es 16 Uhr und eine lange Heimreise stand bevor…

Es ging zügig voran und ich versank auch ab und zu in einen kurzen Schlaf, dies sicherlich wegen den Schmerzmitteln die ich von Röbi bekam.
Der Tross hielt glaube ich 2 oder 3 mal an… dabei wurde ich liebevoll umsorgt.

Im Kantonsspital Chur sind wir gegen Mitternacht angekommen, diese wussten schon Bescheid dass ich kommen werde, denn ich rief sie unterwegs an.
Wurde dann gleich in die Notfallstation geschoben und subito hat mir eine
Nachtschwester eine Drogendosis (Infusion) in meinen Arm gesteckt!
Pascal und Marion staunten nicht schlecht wie schnell das Zeug in mich rein floss.
Dann nochmal schnell röntgen und Ultraschall machen und warten bis ich ins Zimmer konnte, das war dann gegen 02 Uhr.
Der Arzt fragte mich ob ich die Röntgenbilder der Tschechei mit habe, aber die sind natürlich im Auto geblieben.
Der Befund war zum Ersten schon mal nicht schlecht (der Schein trügt)
Sie haben nicht 3 Rippen gesehen sondern nur 1 und sonst nichts.
Als sie mich dann ins Zimmer schoben, fragte ich, ob es möglich sei noch was Essbares zu bekommen, da ich seit dem Morgenessen nichts mehr zwischen den Zähnen hatte. Ich war begeistert, sie haben mir ein ganzes Nachtessen aufgetischt… ich begnügte mich mit einem Joghurt und drei Stück Brot.
Die Nacht war lange und schmerzhaft, doch selber schuld!
Als ich die Röntgenbilder abgegeben habe, die mir Erwin brachte, sah es ganz anders aus. Von wegen nur 1 Rippe! Die Tschechen haben 3 gefunden und die Schweizer 1 andere, der Arzt sagte mir mit einem Lächeln im Gesicht, dass es nun eben 4 Rippen seien, 3 rechts 1 links, aber dass es ja nicht auf die Menge ankommt
Man sagte mir, ich dürfe aufstehen und mich bewegen, was mir sehr schwer fiel, doch ich bin ja ein tapferer Kerl und überlegte schon, nach Hause zu gehen.
Man sagte mir jedoch, dass man mich noch eine Nacht zur Beobachtung da behalten will, mir war`s recht, denn es kam mir wie Ferien in einem 4 Stern- oder mehr Hotel vor, sehr gutes Essen und rund um Service, durchs Band freundliches und zuvorkommendes Pflegepersonal. Ich würde eine Bestnote vergeben, auch wenn ich zweimal nicht das bestellte Essen bekam, ist ja nicht so schlimm, auch das war super.
Am Dienstag wollte ich dann, bevor ich entlassen wurde, wissen, ob ich mir wirklich keine Gedanken wegen dem Rücken machen muss.
Darauf meinte der Arzt, dass wir nochmals röntgen können.
Vor dem Mittagessen spazierte ich also zur Röntgenabteilung, wo ich nochmals bestrahlt wurde!
Dann konnte ich mich wieder meinen täglichen Aufgaben zuwenden, Kaffee trinken mit meinem Besuch, spazieren, Radio hören und liegen.
Als ich beim Nachtessen war, kam der Dottore und sagte mir, dass man was an der Wirbelsäule sehe und um ganz sicher zu gehen, ich sofort in die Computertomographie müsse.
Ok, also spazierte ich wieder los… als ich da ankam schaute mich die nette Frau an und fragte mich ob ich mich verlaufen hätte? Ich sagte ihr, dass ich zu einer CT Untersuchung angemeldet sei wonach sie ganz komisch aus der Wäsche schaute…
„Hier sind sie richtig, doch ich hab einen Mann in einem Bett oder zumindest in einem Rollstuhl erwartet“
Das ging recht schnell vorbei und mein Weg führte gleich wieder in die Kantine wo André auf mich wartete.
Als ich dann um 21:30 in mein Zimmer wackelte, erwartete mich der Arzt und hat mir gleich eine schlechte Nachricht überbracht, er verordnete mir ab sofort Betttruhe und absolut flaches Liegen!
Ich müsse mir keine Sorgen machen, es sei einfach nur eine Vorsichtsmassnahme und wir müssten bis Morgen früh warten bis die Spezialisten die Aufnahmen genauer analysiert haben. Keine Sorgen machen?
Na bravo… das war ja mal eine Nachricht… was soll’s, ab ins Bett und nicht mehr bewegen und versuchen ein wenig zu schlafen. Ich hatte ganze 3 Stunden die Augen geschlossen!
Ich war froh, dass die Spezialisten früh gekommen sind, aber nicht, dass sie mir sagten, dass ich einen Wirbel gebrochen hätte und nun ab sofort ein Dreipunktekorsett für schlappe 3 Monate tragen müsse.
Es sei stabil und so lange das so bleibe, brauche man nicht zu operieren.

Das war’s auch schon… ich durfte wieder aufstehen mit dem Ding und nach einer weiteren Nacht durfte ich nach Hause gehen…
Ich hatte also ein paar mal Schwein… ich darf nun einfach nicht viel machen und höchstens 1 Kg heben.
Nun ist Geduld angesagt und die Hoffnung, dass alles wieder so wird wie es war.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die so gut zu mir geschaut haben und es noch weiter tun…

euer Bruchpilot Antonio

5 Gedanken zu “Der Motorradunfall, nun ist es klar…

  1. Wow, richtig einfühlsam beschrieben….da erinnere ich mich gleich wieder daran wie es war….hab mir ganz schön sorgen um dich gemacht und bin nun froh,dass es wieder einigermassen guet geworden ist und du (hoffentlich) nicht bleibende schäden davon hast. Bist echt tapfer gewesen die ganze zeit!Komlpment!!!
    Hoffe,dass die schmerzen bald verschwinden. Gute Besserung!!!!

  2. Hey Antonio

    Solche Berichte werden aber hoffentlich nicht zur Gewohnheit.Siehst Du,zum Glück gibts so tolle Freunde,die auch in solchen Momenten sofort zur Stelle sind.Also, ab ins krafttraining damit du nächste Saison wieder volles ROOÄÄÄRR geben kannst!

  3. @era
    danke dir, ist lieb das du dir sorgen gemacht hast und,
    dank dir ist es mir auch immer besser gegangen… hast ja gut auf mich geschaut 😉
    bleibende schäden ??? na ja, ich hab ja schon immer einen schaden gehabt 🙂 jetzt hätte ich ja eine plausible ausrede nach dem sturz 🙂

    @ Andy R1
    hab ich eigentlich nicht vor solche berichte als standard einzuführen 🙂
    krafttrainig brauch ich keins… gymnastik und das tägliche leben bringen mich schon wieder auf vordermann 😉

    @Manu
    warm behalten? … na ja… geb mir mühe und danke

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